Vermutlich kann ich mit einiger Berechtigung behaupten, dass WHISPERING TIMES das letzte, noch existierende (Duo-) Egozine ist – was durch den Erscheinungsrhythmus, der inzwischen in Jahren zu messen ist, natürlich etwas relativiert wird... Egozines, dass waren jene Publikationen, die ausschliesslich Beiträge ihres Herausgebers zu Themen enthielten, zu denen er (oder sie) schreiben wollte, über persönliche Angelegenheiten, Cons, Reisen, Literatur u. a. m., und die kostenlos vertrieben wurden. Ihre Blütezeit erlebten die Egozine Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre, bis ihnen die Erhöhung der Postgebühren für Büchersendungen 1993 zum größten Teil den Garaus machte.
Fester Bestandteil meiner Parte von WHISPERING TIMES war der "Blick in die Verwandtschaft", also Besprechungen anderer Egozines. Ging ich in den Ausgaben 15, 16, 17 und 18, die zwischen 1989 und 1992 erschienen, jeweils auf etwa ein Dutzend Egozines ein, waren es in WT 19, das im Februar 2001 das Licht der Welt erblickte, nur noch drei, und in WT 20 erschienen 2004, keins mehr. Wer nun vermutet, dass die Geschichte von WHISPERING TIMES etwa eineinhalb Jahrzehnte umfasst, der irrt – es sind mittlerweile mehr als zwei...

Zwischen Oktober 82 und März 89 haben mein Freund Holger Marks und ich 15 WHISPERING TIMES-Ausgaben mit einem Umfang von zwischen vier und 48 Seiten produziert. Ich veröffentlichte in meinen Parten Conberichte, gab Kommentare zu fannischen Angelegenheiten ab, die mich direkt oder indirekt betrafen, und versuchte (auf mitunter bemühte Art und Weise), verschiedene Aspekte des Fandom zu untersuchen: „Kommerz und Sammlerwahn“ (WT 5), „Elitär oder nicht?“ (WT 6), „Eigene Meinung? – Nein, danke!/Ja, bitte!“, „Fandom und Politik“ (WT 12). In WT 13 wandte ich mich erstmals von diesem Konzept ab (zumindest teilweise), in dem ich einen Artikel über HÄGAR veröffentlichte.
In WHISPERING TIMES 15 arbeitete ich meine Verwicklung in die Spaltung des PRBCBS auf. (Das Selbstmitleid in dem Artikel würde ich gern im nachhinein herausstreichen.) Aber nicht dieser Artikel war es, der zu einer Zäsur zwischen Holger und mir führte und zur Folge hatte, dass wir jeweils zwei separate Egozines publizierten (Holger gab zwei Oneshots heraus, ich ALTER EGO 1 und 2). Ohne diese Meinungsverschiedenheit wären also zwei WT-Ausgaben mehr erschienen... Im Dezember 1990 setzten Holger und ich unsere Zusammenarbeit mit WT 16 fort.
Ich folgte dem Weg, den ich in WT 13 erstmals eingeschlagen hatte, und druckte in den WT-Ausgaben 16 bis 18 Artikel zu diverser Lieblingslektüre ab. In WT 16 (Dezember 1990) stellte ich den Krimiautor Raymond Chandler und seine Werke vor, in WT 17 (November 1991) die STAHLRATTEN-Romane von Harry Harrison und in WT 18 einen weiteren klassischen Krimiautor und seine Werke, Dashiell Hammett. Aber das Fandom ließ ich dennoch nicht aus den Augen: Der „Blick in die Verwandtschaft“, die Rezensionen anderer Egozines, blieb fester Bestandteil. In WT 18 (Oktober 1992) schrieb ich auch über die „Aasgeier des Fandoms“, die fannischen Rezensenten.
Bis zum Erscheinen der 19. Ausgabe sollten dann achteinhalb Jahre vergehen... Ich hatte WHISPERING TIMES jedoch zu keinem Zeitpunkt aufgegeben, aber nicht nur, weil ich bereits für die Nr. 19 mit dem Verfassen von diversen Beiträgen begonnen hatte, auch wenn ich in diesen Jahren weder Zeit noch Motivation fand, die Arbeit fortzusetzen, und es zudem einen gewissen Zeitraum in Anspruch nahm, meinen Mitherausgeber zum Verfassen seiner Beiträge zu bewegen...
WHISPERING TIMES 19 erschien also erst im 21. Jahrhundert (Januar 2001). Ich folgte meinen bewährten Konzepten, in dem ich die Romane der Krimiautorin Sara Paretsky und eine Reihe von Fantasyromanen, die mir zugesagt hatten, (zu ausführlich) vorstellte. WT 20 erschien drei Jahre danach (Januar 2004), in meinem Part mit folgenden Beiträgen:

Armötorial (Vorwort)
Das Internet und der papierene Rest: quo vadis, Fandom?!
Drei neue Romane von Brian M. Stableford: Die GENESYS-Trilogie
Aus dem fannischen Sumpf: Kein Marzipan aus Lübeck
Dick, Darlton und Scheer: Die Lebensläufe dreier Pulp-Schreiber

In einem Anfall von Optimismus nahm ich seinerzeit an, dass WHISPERING TIMES 21 zwar nicht mehr in 2005, aber in dem folgenden Jahr erscheinen würde ... Tatsächlich erblickte WT 21 erst im April 2009 das Licht des Fandoms und der übrigen Welt, also fünf Jahre nach der vorangegangenen Ausgabe. Was Holger und mich zwar erheblich von einer weiteren Verkürzung des Erscheinungsrhythmus entfernte, aber für mich den den Vorteil hatte, dass in meinem Part von WHISPERING TIMES 21 auch Beiträge enthalten sind, die in meiner Ursprungsplanung nicht vorgesehen waren. Auf der anderen Seite habe ich einen geplanten Artikel nicht geschrieben. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, auch im Fall von WHISPERING TIMES nicht.
Mein Part der Ausgabe enthält folgende Beiträge:

Armötorial (Vorwort)
Wenn einer schreibt ...
10 x Philip K. Dick
DKZ und kein Ende
Aus dem fannischen Sumpf: Blockadepolitik

Die komplette Ausgabe – also einschließlich Holgers Part – kann hier heruntergeladen werden (PDF, 12 MB). Aber Achtung: Es handelt sich um die Druckdatei im Double Ace-Format!
Die Reaktionen, die ich auf WT 21 erhalten habe, könnt Ihr hier nachlesen. Sie in meinem Part von WHISPERING TIMES 22 abzudrucken, dürfte wegen des stark unregelmäßigen, aber typischen Erscheinungsrhythmusses keinen Sinn machen.