Der Kriminalschriftsteller Raymond Chandler, der in Deutschland vor
allem durch die Filmversionen seiner Romane einem
größeren
Publikum bekannt wurde, erblickte am 23.07.1888 in Chicago/Illinois,
das Licht dieser Welt. Sieben Jahre später siedelte er mit
seiner
Mutter (nach deren Scheidung) nach London über, wo er zehn
Jahre
auf dem College verbrachte. Sein beruflicher Werdegang führte
ihn
nach einem einjährigen Frankreich- und Deutschlandaufenthalt
in
den (englischen) Staatsdienst, den er 1912 quittierte, um wieder in den
Staaten zu leben. Er nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und
ging nach Kriegsende in die Staaten zurück und war -
mittelfristig
- beruflich erfolgreich.
"Einmal habe ich zehn Stunden pro Tag auf einer Aprikosen-Plantage
gearbeitet, für zwanzig Cent die Stunde. Ein andermal
für ein
Sportartikelgeschäft, wo ich für 12 Dollar 50 die
Woche
Tennisschläger bespannen mußte, 54 Stunden pro
Woche. Ich
brachte mir selber Buchhaltung bei, und von da an war mein Aufstieg so
rapide wie der Wuchs eines Mammutbaums. Das Geschäftsleben war
mir
fatal, aber trotzdem brachte ich's schließlich zum
Vorstandsmitglied eines halben Dutzends unabhängiger
Ölgesellschaften." (1)
1925 heiratete Chandler Pearl Cecily Bowen, Cissy genannt. Die Heirat
erfolgte erst nach dem Tode von Chandlers Mutter; Cissy war
außerdem 18 Jahre älter als Chandler. Seine
berufliche
Karriere erfuhr Anfang der dreißiger Jahre einen Knick: "Mit
der
Depression war es damit zu Ende." (2) erklärte Chandler.
Andere
Quellen machen dafür andere Gründe aus: "Die
Affäre mit
der Sekretärin eines Kollegen, mit der er übers
Wochenende in
einem angemieteten Apartment Saufgelage veranstaltet, wird ihm
schließlich zum Verhängnis. Er wird gefeuert und
steht
44jährig mit seiner alten Frau vor dem Nichts." (3)
In seiner Not besann sich Chandler auf seine frühere
schriftstellerische Arbeit; nach dem Ende seiner kurzen Karriere als
Staatsdiener hatte er sich seinen Lebensunterhalt als freier
Mitarbeiter an diversen englischen Zeitungen verdient. Chandler wollte
zuvor bereits ohne den Druck der Notwendigkeit schreiben: "Ich wollte
Schriftsteller werden, wußte aber, daß mein
irischer Onkel
dafür nie zu haben sein würde, und so dachte ich,
daß
die geruhsamen Stunden im Staatsdienst mir ja vielleicht die
Möglichkeit geben könnten, nebenbei zu schreiben." (4)
Warum aber wandte sich Chandler der Kriminalliteratur zu, wo er doch in
England vorwiegend als Journalist tätig gewesen war?
"Während
ich im Auto die pazifische Küste rauf- und runterfuhr, fing
ich
an, Schundmagazine zu lesen, einfach weil sie billig genug waren,
daß man sie wegschmeißen konnte, und weil ich dem
Zeug, das
man so Frauenzeitschriften nennt, nie habe Geschmack abgewinnen
können. Das war in den großen Tagen der BLACK MASK
(sofern
man es große Tage nennen darf), und es machte mich betroffen,
daß manches von dem Geschreibsel stilistisch Kraft
besaß
und ehrlich war, auch wenn es in reichlich roher Form dastand. Ich
gelangte zu der Ansicht, daß es gar nicht schlecht
wäre, auf
diesem Weg den Versuch zu machen, die Romanschriftstellerei zu erlernen
und zugleich auch noch ein bißchen Geld dabei
einzustreichen."
(5) Eine beschönigende Beschreibung seiner damaligen Situation!
"Ich verbrachte fünf Monate über einem Novellchen von
18.000
Wörtern und wurde es für 180 Dollar los." (6) Das
"Novellchen" war die Kurzgeschichte ERPRESSER SCHIESSEN NICHT, die
1933, immerhin nur ein Jahr nach Chandlers beruflicher Katastrophe, in
dem (Pulp-) Magazin BLACK MASK erschien. In ERPRESSER SCHIESSEN NICHT
tritt der Privatdetektiv Mallory in Aktion, engagiert von einem
Spielclubbesitzer, um ein Filmsternchen von ihren Erpressern zu
befreien. Mallory erledigt seine Aufgabe, wobei sich herausstellt,
daß die Motive seines Auftraggebers keineswegs so lauter sind
wie
er sie anfangs darstellte.
Bereits in ERPRESSER SCHIESSEN NICHT zeigen sich einige jener Merkmale,
die neben anderen für Chandlers spätere Werke
charakteristisch werden sollten. Sie spielt in seiner Zeit, in und um
Los Angeles, der Protagonist ist ein Privatdetektiv, der zudem von
seinem Auftraggeber manipuliert wird, der Stil bereits knapp und
prägnant, die übrigen Figuren sind zahlreich, die
Geschichte
ist handlungsreich, ohne jedoch hektisch und übertrieben zu
wirken. Ansonsten ist ERPRESSER SCHIESSEN NICHT ein kühles
Werk,
das von der Handlung, noch nicht jedoch von seinem Protagonisten und
dem Stil des Autoren, lebt. Chandlers Verbrauch von Leichen ist in
seiner ersten Geschichte auch noch recht hoch: fünf auf etwa
65
Seiten.
In seiner zweiten Kurzgeschichte, EINFACHE CHANCEN, spielt zum ersten
Mal die Figur die Hauptrolle, die Chandler in einigen Jahren
erfolgreich machen sollte, der Privatdetektiv Philip Marlowe.
Amüsanterweise schien Chandler fünfzehn Jahre
später
vergessen zu haben, daß er Phil Marlowe zumindest namentlich
bereits 1934 schuf, sprach er doch davon, er habe "...Marlowe aus
Charakteren entwickelt, die in kurzen Geschichten verwendet; erste
namentliche Erwähnung im BIG SLEEP." (7) Ursprünglich
sollte
der Protagonist seiner Romane Mallory heißen - wie der
Protagonist seiner ersten Geschichte!, - Chandler benannte ihn jedoch
auf Anregung seiner Frau in Marlowe um.
Marlowe soll in EINFACHE CHANCEN als Zeuge in einem
Mordprozeß
ausgeschaltet werden, der den einen oder den anderen Stadtpolitiker um
Macht und Einfluß bringen kann. Er kann jedoch den Verdacht
abschütteln, den Mord an dem zweiten Belastungszeugen begangen
zu
haben. Mit der zweiten Kurzgeschichte, die Chandler 1934 publizierte,
stellt er einen weiteren Privatdetektiv vor, Johnny Dalmas; DER
SUPERKLUGE MORD wird von dem neuen Protagonisten aufgeklärt,
in
den ebenfalls ein korrupter Politiker verwickelt ist. EINFACHE CHANCEN
und DER SUPERKLUGE MORD heben sich nicht sehr von ERPRESSER SCHIESSEN
NICHT ab, immerhin bringt Chandler in EINFACHE CHANCEN seinen
Protagonisten dem Leser näher als Mallory oder Dalmas, indem
er
die Story in der Ich-Form schrieb.
1935 schrieb und publizierte Chandler drei Geschichten: NEVADA-GAS,
eine tödliche Auseinandersetzung zwischen Gaunern um Rache und
Geld (die erste Arbeit Chandlers, in der der Protagonist kein
Privatdetektiv ist, zumindest wird sein Beruf nicht
ausdrücklich
genannt), SPANISCHES BLUT, ein Polizist in einer mörderischen
Auseinandersetzung zwischen Kommunalpolitikern, und MORD IM REGEN, der
Einsatz eines Privatdetektivs, dem einen Namen zu geben Chandler sich
offenbar nicht entschließen konnte.
1936 war für Chandler ein sehr produktives Jahr, in dem er
immerhin fünf Kurzgeschichten veröffentlichte (wie in
den
vergangenen Jahren nicht nur in der BLACK MASK, sondern auch im
DETECTIVE FICTION WHEEKLY). In ZIERFISCHE macht sich der Privatdetektiv
Carmady - der erste Auftritt dieser Figur in Chandlers Arbeiten - auf
die Suche nach wertvollen Perlen, der Beute aus einem knapp zwei
Jahrzehnte zurückliegenden Raubüberfall.
SCHÜSSE BEI
CYRANO ist eine beinahe schwermütige Geschichte, was die
Darstellung ihrer wichtigsten Protagonisten angeht, und wieder eine
Erpressung zum Thema hat. SCHÜSSE BEI CYRANO hebt sich auch
durch
den etwas ausschweiferenden Stil von den bis dahin erschienenen
Arbeiten Chandlers ab. DER MANN, DER HUNDE LIEBTE und DER VORHANG sind
weitere Fälle des Privatdetektivs Carmady.
STRASSENBEKANNTSCHAFT NOON STREET ist die bis dahin schwächste
Story Chandlers. Ihr Protagonist wird zwar sofort als "Geheimagent des
Rauschgiftdezernats" (8) vorgestellt, doch seine weiteren Aktionen
haben mit seinem Beruf wenig bis nichts zu tun. Auch die Eingangsszene,
in der Protagonist überfallen wird und den Angreifer
tötet,
ist für die folgende Handlung völlig ohne Bedeutung.
Im darauffolgenden Jahr veröffentlichte Chandler lediglich
zwei
Geschichten, CHERCHEZ LA FEMME und MANDARIN-JADE (in der BLACK MASK und
im DIME DETECTIVE MONTHLY), deren Protagonisten die bereits bekannten
Privatdetektive Carmady und Dalmas sind. Mit diesen Arbeiten ging
Chandler endgültig dazu über, die Stories
über seine
Privatdetektive in der ersten Person Singular zu erzählen, was
zu
seinem späteren Erfolg beitragen sollte, da diese
Erzählperspektive dem Leser naturgemäß eine
bessere
Identifikation mit dem Protagonisten ermöglicht.
BLUTIGER WIND, DER KÖNIG IN GELB und BAY CITY BLUES entstanden
1938 (diese Arbeiten erschienen nicht in der BLACK MASK, sondern
durchweg im DIME DETECTIVE MONTHLY). In ersterer findet sich John
Dalmas unvermittelt in einem Mord- und Erpressungsfall wieder (dabei
wollte er doch nur ein Bier trinken...), verschweigt und manipuliert
dabei Informationen, um seine Klienten vor den Nachforschungen der
Polizei zu schützen, wie es auch Phil Marlowe später
oft tun
sollte. DER KÖNIG IN GELB ist ein populärer Musiker
die
Hauptfigur, der einem Racheakt zum Opfer fällt, was von jenem
Hoteldetektiv, den er zuvor um seinen Job brachte, aufgeklärt
wird. Der Protagonist des BAY CITY BLUES ist ebenfalls John Dalmas.
1939 erreichte Chandlers Produktivität einen neuen
Höhepunkt;
auch in diesem Jahr veröffentlichte er fünf
Geschichten:
PERLEN SIND EINE PLAGE, GEFAHR IST MEIN GESCHÄFT, DIE TOTE IM
SEE,
ICH WERDE WARTEN und DIE BRONZETÜR (bis auf zwei Ausnahmen im
DIME
DETECTIVE MONTHLY). Besonders bemerkenswert davon sind PERLEN SIND EINE
PLAGE wegen seines humoristischen Einschlags (in der Geschichte
stolpert der Protagonist auf seiner Suche gestohlenen Perlen nicht
einmal über nur eine Leiche, gleichwohl
läßt sich
über den Unterhaltungswert des massiven Whiskykonsums
streiten),
ICH WERDE WARTEN, die immerhin in der SATURDAY EVENING POST erschien
(und deren Protagonist wieder ein Hoteldetektiv ist), sowie DIE
BRONZETÜR als phantastische Geschichte, die in dem Science
Fiction-Magazin UNKOWN abgedruckt wurde. Jeder, der durch DIE
BRONZETÜR geht, verschwindet, löst sich gleichsam in
Luft auf
- ein ideales Mittel für den Protagonisten, um seine
ungeliebte
Ehefrau zu beseitigen.
In den übrigen Geschichten ist Gefahr ist wieder einmal das
Geschäft von Johnny Dalmas. Zuerst wird er engagiert, um
Belastungsmaterial gegen eine zukünftige, aber unwillkommene
Schwiegertochter zu liefern, während es in seinem zweiten
Auftrag
um DIE TOTE IM SEE geht.
Das Jahr 1939 ist auch in anderer Hinsicht für Chandlers Werk
bemerkenswert: In diesem Jahr erschien sein erster Roman: DER GROSSE
SCHLAF (gleichzeitig bei Knopf/USA und Hamilton/England). Chandler ging
dabei einen einfachen Weg, denn DER GROSSE SCHLAF basiert auf zwei
Kurzgeschichten, die er 1935 und 1936 publizierte, MORD IM REGEN und
DER VORHANG. MORD IM REGEN bildet den ersten Teil des Romans, DER
VORHANG den zweiten. Chandler fügte außerdem ein
Mittelstück ein, das etwa so umfangreich wie jede der
Kurzgeschichten, aber handlungsärmer ist, um die
Handlungsstränge miteinander zu verbinden. Daran zeigt sich
deutlich, das DER GROSSE SCHLAF aus zwei Kurzgeschichten besteht, die
zusammengefügt werden mußten, was Chandler immerhin
ohne
logische Brüche in seiner Romanhandlung gelang.
In MORD IM REGEN wird der (ungenannte) Protagonist von dem
Industriellen Dravec beauftragt, ihn von einem Erpresser zu befreien,
der Schuldscheine seiner Pflegetochter Carmen in die Hände
bekommen hat. Doch der Erpresser, der Porno-Fotograf Steiner
(für
die Verhältnisse der dreißiger Jahre), wird
erschossen,
bevor der Protagonist mit ihm reden kann. Carmen sitzt nackt und halb
betäubt daneben. Weitere Rollen spielen der Spielclubbesitzer
Slade, der Steiner protegierte, Joe Marty, der Steiners Gewerbe
fortführen will, und Carl Owen, Dravecs Fahrer und Carmens
Ex-Geliebter. Carl Owen tötete Steiner, kam später
bei einem
Unfall um, zum Schluß sterben Dravec und Joe Marty - alles in
allem vier Tote auf etwa 50 Seiten.
Anfangs mutet DER VORHANG aufgesetzt und unglaubwürdig an.
Larry
Batzel, ein flüchtiger Bekannter Carmadys, wird
getötet, weil
er angeblich einen Mord seines Chefs, ein Spielclubchef namens Joe
Mesarvey, beobachtet haben soll. O'Mara, der vermeintlich
Getötete, ist der Schwiegersohn General Winslows, den Carmady
daraufhin aufsucht. Carmady erhält den Auftrag, den
verschwundenen
O'Mara zu finden. Seine Recherchen führen ihn zu einer einsam
gelegenen Garage, wo er überwältigt wird. Carmady
kann sich
aber befreien und tötet Lash Yeager, einen bezahlten Killer
Mesarveys. Mesarvey hat O'Mara nicht getötet, sondern seine
Leiche
beseitigen lassen, der Mörder ist vielmehr General Winslows
zehnjähriger, psychopathischer Enkel - O'Mara war sein
Stiefvater
-, dem auch Carmady beinahe zum Opfer fällt.
Der MORD IM REGEN findet sich vollständig in DER GROSSE SCHLAF
wieder, auf die Wiedergabe der weniger plausiblen Passagen aus DER
VORHANG verzichtete Chandler dagegen. Der Auftraggeber Marlowes ist
General Sternwood, den zu erpressen der Pornohändler Steiner
versucht. Marlowe soll gegen ihn vorgehen. Er wird (noch) nicht
beauftragt, den verschwundenen Schwiegersohn Sternwoods, Rusty Regan,
aufzuspüren. Marlowe findet - wie der namenlose Protagonist in
MORD IM REGEN - Steiner tot vor, Carmen Sternwood, die jüngste
Tochter des Generals, sitzt wie gehabt daneben. Auch Carl Owen (als
Owen Taylor), Joe Marty (als Joe Brody) und Slade (als Eddie Mars)
spielen ihre bekannten Rollen. Eine neue Figur ist der schwule Freund
Steiners, der den Tod Steiners durch den Mord an Brody zu
rächen
meint.
Im zweiten Teil des Roman macht sich Marlowe zunächst auf
eigene
Faust auf die Suche nach Regan. Er findet wie in DER VORHANG jene
Garage, wird überwältigt, kann sich befreien und
tötet
den Killer (der diesmal Canino heißt). Erst danach
erhält er
von General Sternwood den offiziellen Auftrag, nach Regan zu suchen...
Aber Regan ist tot, genau wie O'Mara in DER VORHANG, getötet
von
Carmen Sternwood, die in DER GROSSE SCHLAF die Rolle des
Psychopathen/der Psychophatin einnimmt. Ihre Schwester Vivian, die Frau
Regans, bat Eddie Mars, die Leiche verschwinden zu lassen, und wird
daraufhin von ihm erpreßt.
Carmen Sternwood und Eddie Mars sind die beiden wichtigsten
Verbindungsglieder zwischen den Romanteilen. Das ist zwar simpel, aber
wirksam. Chandlers Stil ist zwar weiterhin prägnant, aber
nicht in
gleichen Maß kurz und knapp wie vor allem in seinen ersten
Kurzgeschichten. Auch seine Charaktere sind nicht mehr schablonenartig,
was vor allem für Philip Marlowe gilt, der bereits in DER
GROSSE
SCHLAF nicht immer das tut, was seine Klienten von ihm erwarten, aber
dennoch ihre Interessen verfolgt. Das bildet einen interessanten und
reizvollen Kontrast zu seinem spöttisch-zynischen Auftreten,
das
mitunter für recht amüsante Dialoge sorgt.
Philip Durham, ein Literaturwissenschaftler der University of
California, schrieb über Chandlers Charaktere: "In allen
diesen
Geschichten wird immer wieder deutlich, daß Chandlers
Protagonist
weit mehr damit befaßt ist, Menschen zu helfen, als etwa Geld
zu
verdienen. Er beschützt die Hilflosen, ob sie nun bemittelt
sind
oder nicht." (9) Chandler drückte sich typischerweise
prägnanter aus: "(...) und andere Burschen, die mir mitteilen,
ich
hätte ein soziales Gewissen. P. Marlowe hat soviel Gewissen
wie
ein Droschkengaul. Er hat ein persönliches Gewissen, was eine
ganz, ganz andere Sache ist." (10)
Ein Jahr später erschien Chandlers zweiter Roman, LEBWOHL,
MEIN
LIEBLING (wieder bei Knopf und Hamilton), der auf den Novellen DER
MANN, DER HUNDE LIEBTE, CHERCHEZ LA FEMME und MANDARIN-JADE beruht.
Carmadys Auftrag führt ihn zu dem Mann, der Hunde liebte, dem
Tierarzt Dr. Sharp, der jenen Schäferhund beherbergt, der der
jungen Frau gehört, nach der Carmady suchen soll. Der
Privatdetektiv beschattet den Arzt, wird bewußtlos
geschlagen,
findet sich in einer kleinen psychiatrischen Klinik wieder, wird dort
mit zwei korrupten Polizisten und dem Verbrecherpärchen Farmer
Saint und Schwester in ein mörderisches Gefecht verwickelt und
entdeckt die Gesuchte schließlich auf einem Spielcasinoschiff
vor
der Küste Bay Citys - als Farmer Saints Frau.
Auch in CHERCHEZ LA FEMME gelangt Carmady zum Einsatz. Mehr oder minder
zufällig ist er dabei, als Steve Skalla, ein
Ex-Häftling, den
Geschäftsführer einer Neger-Kneipe tötet,
der ihm
Auskunft über Beulah, seine ehemalige Freundin, verweigert.
Carmady sucht die Witwe des früheren Kneipenbesitzers auf,
danach
die Rundfunkstation, bei der Beulah früher arbeitete, findet
Beulahs Wohnung und dort die Leiche Mr. Marineaus, des Rundfunkchefs.
Seine Frau hält sich auch in der Wohnung auf. Steve Skalla
taucht
auf, gibt zu, Mr. Marineau getötet zu haben, den er
für den
Geliebten Beulahs hielt, und wird von seiner Frau erschossen. Beulah,
die später auf der Szene erscheint, hält noch eine
Überraschung für Carmady bereit.
Mit der MANDARIN-JADE befaßt sich dagegen John Dalmas. Er
erhält den Auftrag, Lindley Paul beim Rückkauf einer
gestohlenen Jadekette zu begleiten, wird dabei niedergeschlagen,
während Paul getötet wird. In einem Zigarettenetui
Pauls
findet Dalmas drei Visitenkarten eines Mannes, der sich "Soukesian, der
Magier" nennt (was er zunächst der Polizei verheimlicht).
Dalmas
nimmt Kontakt mit Soukesian auf und wird bei ihrem Treffen
niedergeschlagen - ein bekanntes Handlungsmuster... Dalmas lernt auch
die Eigentümerin der Jadekette kennen, Mrs. Prendergast, die
ihn
in eine Falle lockt, in der er wieder einmal niedergeschlagen und
beinahe entführt wird. Während die Polizei den Tod
Pauls als
Folge von Rivalitäten innerhalb einer Räuberbande
darstellt,
läßt sie Mrs. Prendergast, die (aus Eifersucht)
einen Killer
auf Paul ansetzte, als Frau einen reichen Mannes ungeschoren
davonkommen. Mit der Logik der Handlung ist es in MANDARIN-JADE
offensichtlich nicht weit her.
Chandler ging diesmal mit der Umsetzung seiner Novellen in einen Roman
geschickter vor. Er schnitt sie gleichsam in Scheiben, warf einige weg
und setzte die verbliebenen in einer neuen Anordnung wieder zusammen.
So trifft Marlowe zuerst auf Moose Malloy, der nach seiner Freundin
Velma sucht und den bekannten Mord begeht. Er erhält auch den
Auftrag, bei beim Rückkauf einer gestohlenen Juwelenkette als
Leibwächter zu fungieren, und zwar von Lindsay Marriot.
Marriot
wird getötet, Marlowe niedergeschlagen. Über die
Visitenkarten gerät Marlowe an Jules Amthor, einen
"psychologischen Berater", über Amthor an die korrupte Bay
City-Polizei und in die Privatklapsmühle des Dr. Sonderborg.
Zuvor
war Marlowe von der Eigentümerin der Jadekette, Mrs. Grayle,
gebeten worden, den Schmuck wieder zu beschaffen.
Marlowe kann aus der Sonderborg-Klinik entkommen, in der sich
interessanterweise Malloy versteckt. Einer seiner nächsten
Schritte führt auf das Casinoschiff MONTECITO des
Gangsterbosses
Brunette, von dem er vermutet, daß er Malloy versteckt. In
seiner
Wohnung bringt er beide zusammen, Malloy und Mrs. Grayle - die mit
Velma identisch ist (womit Chandler geschickt und logisch die
Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen herstellt).
Velma
erschießt Malloy und entkommt.
Auch die Aktion Marriots kann Chandler überzeugend
erklären:
"'Das Motiv, mich umzubringen, war an sich recht dürftig -
nämlich nur, das ich versuchte, ein ehemaliges
Tingeltangelmädchen aufzuspüren, das früher
mal in einem
Central-Avenue-Schuppen als Sängerin aufgetreten war - und das
versuchte ich zur derselben Zeit, als ein eben entlassener
Sträfling namens Moose Malloy gleichfalls nach ihr suchte.
Vielleicht half ich ihm, sie zu finden. (...) Für den Mord an
Marriot aber gab es ein viel stärkeres Motiv, das er aus
Eitelkeit
oder aus Liebe oder aus Habgier oder aus einer Mischung von allen
dreien nie in Erwägung gezogen hat. Er hatte Angst, aber nicht
um
sich selbst.'" (11) Wobei letzteres weniger plausibel ist.
Zwei weitere Figuren aus seinen ursprünglichen Novellen, die
für die Handlung unverzichtbar sind, wußte Chandler
zwar
komplikationslos in LEBWOHL, MEIN LIEBLING zu integrieren, aber nicht
zu motivieren: "'Und Amthor - das ist ein ganz schräger Vogel.
Er
ist in einem New Yorker Hotel kassiert worden und soll ein
internationaler Verbrecher sein. (...) Aber Amthor hatte mit keinem der
Morde was tun. Auch Sonderborg nicht.'" (12) Warum die beiden aber
agieren - außer, um die Handlung voran zu treiben -,
erklärt
das nicht.
Chandler hat - wie auch bereits bei DER GROSSE SCHLAF - seine Novellen
keineswegs wortwörtlich abgeschrieben. Die ersten beiden
Absätze aus CHERCHEZ LA FEMME: "Der große Bursche
ging mich
überhaupt nichts an. Damals nicht und später nicht,
überhaupt nie, und damals am allerwenigsten. Ich war
drüben
an der Central, die das Harlem von Los Angeles ist, hatte in einem der
'gemischten' Blocks zu tun, wo es immer noch getrennte Lokale gab,
für Weiße und für Farbige. Ich war auf der
Suche nach
einem kleinen griechischen Friseur namens Tom Aleidis, dessen Frau
unbedingt wollte, daß er wieder nach Hause kam, und bereit
war,
ein bißchen Geld dafür auszugeben, daß ich
ihn fand.
Es war ein friedlicher Job. Tom Aleidis war kein Ganove." (13)
Daraus wurde in LEBWOHL, MEIN LIEBLING: "Es war einer von den
gemischten Wohnblocks drüben an der Central Avenue, einer der
Blocks, die noch nicht völlig von Negern bewohnt waren. Ich
war
gerade aus einem kleinen Friseurladen gekommen, in dem nach Ansicht
einer Agentur möglicherweise ein Aushilfsfriseur namens
Dimitros
Aleidis arbeitete. Er war keine große Sache. Seine Frau hatte
gesagt, sie würde ein paar Dollar springen lassen, wenn sie
ihn
wieder nach Hause kriegte." (14).
Bereits durch den Vergleich der Seitenzahlen zeigt sich, daß
Chandler die Novellen keineswegs nur aneinanderfügte, sondern
-
wie bereits in DER GROSSE SCHLAF - auch erweiterte. DER MANN, DER HUNDE
LIEBTE, CHERCHEZ LA FEMME und MANDARIN JADE haben einen Gesamtumfang
von etwa 160 Seiten, während der Roman immerhin 300 Seiten
aufweist - und das, obwohl Chandler nicht jeden Handlungsstrang aus
seinen Kurzgeschichten in den Roman übernahm.
In LEBWOHL, MEIN LIEBLING sagte Chandlers auch einiges über
die
(sentimentalen?!) Motive seines Privatdetektivs Philip Marlowe aus:
"'Ja, schon - nur hat der arme Kerl mir hundert Eier gezahlt, damit ich
auf ihn aufpasse - und das hab ich nicht getan. Das macht mir
Schuldgefühle. Das macht, das ich weinen möchte. Soll
ich
weinen?'" (15)
1941 publizierte Chandler lediglich eine Kurzgeschichte, KEINE
VERBRECHEN IN DEN BERGEN im DETECTIVE STORY MONTHLY. In der Novelle hat
der Privatdetektiv John Evans seinen ersten und einzigen Auftritt in
Chandlers Werk.
Ein Jahr darauf erschien Chandlers dritter Roman, DAS HOHE FENSTER, bei
Knopf, sein erstes Buch, in dem er nicht frühere
Kurzgeschichten
zu einem Roman verband. Marlowe erhält von Mrs. Elizabeth
Bright
Murdock, der Matriarchin der Familie, den Auftrag, die Brasher-Dublone,
eine seltene Goldmünze, aufzuspüren; seine
Auftraggeberin
verdächtigt ihre ungeliebte Schwiegertochter Linda, eine
Nachtclubsängerin, des Diebstahls. Linda hatte sich kurz zuvor
von
ihrem Mann getrennt.
Chandler zeigt in dem Buch, daß er auch ohne Vorlagen
fähig
war, eine komplexe und detaillierte Romanhandlung aufzubauen. Der
Diebstahl stellt sich als Aktion eines Mannes namens Vannier heraus,
der Mrs. Murdock seit Jahren erpreßt. Ihren Sohn und Mann
ihrer
Schwiegertochter drücken nicht unerhebliche Spielschulden, so
daß er von Vannier gezwungen wird, die Münze zu
entwenden,
damit Vannier davon Duplikate anfertigen kann. Vannier versucht, eine
Kopie über den Privatdetektiv Phillips an den
Münzhändler Morningstar zu verkaufen; als Phillips
die
Münze jedoch Marlowe zu kommen läßt,
tötet Vannier
sowohl Phillips als auch Morningstar, weil er vermutet, daß
einer
der beiden die Münze zurückhält. Vannier
wird von dem
jungen Murdock getötet.
DAS HOHE FENSTER weist einen interessanten psychologischen Aspekt auf.
Vannier erpreßte und erpreßt Mrs. Murdock mit einem
Foto,
das zeigt, wie sie ihren ersten Mann aus dem Fenster
stößt
(um eine hohe Versicherungssumme kassieren zu können). Dem
schüchternen, neurotischen Mauerblümchen Merle Davis,
die
damals die Sekretärin des ersten Mannes von Mrs. Murdock war
und
zur Zeit der Handlung ihre Privatsekretärin ist, macht sie
glauben, sie, Merle Davis, habe ihren Ehemann aus dem Fenster
gestoßen - als Rückversicherung, falls Vannier die
Wahrheit
verlauten lassen sollte. Und Merle Davis glaubt auch nach Marlowes
Erklärungen nicht, daß sie acht Jahre über
von ihrer
Arbeitgeberin manipuliert wurde.
Zwei weitere Aspekte erscheinen dagegen weniger stimmig. Zum einen sind
die Morde im Roman (natürlich nicht der Fenstersturz)
für den
Fortgang der Handlung nicht zwingend erforderlich, aber vermutlich
würde kein Leser einen Kriminalroman ohne mindestens einen
Mord
lesen wollen - damals wie heute. Zum anderen ist es unwahrscheinlich,
daß Vannier in dem Moment, als Mrs. Murdocks erster Mann aus
dem
Fenster stürzte, einen Fotoapparat in der Hand hielt und
außerdem im richtigen Augenblick auf den Auslöser
drückte - womit DAS HOHE FENSTER steht und fällt.
Marlowe lehnt es ab, den Mörder Vanniers der Polizei zu
übergeben: "'Ich werde sie nicht verpfeifen, falls sie das
meinen.
Wenn ich in die Sache hineingezogen werde, muß ich mich nach
der
jeweiligen Lage richten. (...) Ich habe für ihre Mutter
gearbeitet, und wenn sich daraus ein Anrecht auf mein Schweigen
ableiten läßt, so kriegt sie es. Ich mag sie nicht,
ich mag
auch Sie nicht. Ich mag dieses Haus nicht. Ich mochte Ihre Frau nicht
besonders. Aber ich mag Merle. Sie ist irgendwie dumm und krank, aber
sie ist auch irgendwie lieb. Und ich weiß, was ihr diese
beschissene Familie in den letzten acht Jahren angetan hat. Und ich
weiß, daß sie niemanden aus einem Fenster
gestoßen
hat. Macht das die Sache klar?'" (16)
Dieser Schluß entspricht durchaus den Intentionen Chandlers.
Im
Vorwort seiner Kurzgeschichtensammlung ERPRESSER SCHIESSEN NICHT
schrieb er: "Was nun die emotionale Basis der knallharten
Kriminalgeschichte angeht, so glaubt diese offenbar selber nicht daran,
daß Mord seine Aufklärung findet und der
Gerechtigkeit
Genüge geschieht - es sei denn, ein sehr entschlossenes
Individuum
setzt es sich zur Aufgabe, eben darauf zu achten, daß der
Gerechtigkeit Genüge geschieht." (17) Das erklärt
auch, warum
die Helden Chandlers fast ausschließlich Privatdetektive sind
-
Recht ist nicht immer Gerechtigkeit, vor allem nicht für die
korrupten Polizisten, mit denen Marlowe, Carmady und Dalmas zu tun
haben.
1942 war für Chandler in anderer Hinsicht ein bemerkenswertes
Jahr. Er erlebte die ersten Romanverfilmungen. LEBWOHL, MEIN LIEBLING
wurde von der Filmgesellschaft R. K. O. als THE FALCON TAKES OVER und
DAS HOHE FENSTER als TIME TO KILL von der Twentieth Century Fox in die
US-amerikanischen Kinos gebracht.
Bei seinem vierten, 1943 erschienenen Roman, DIE TOTE IM SEE (Knopf),
griff Chandler wieder auf seine ursprüngliche Arbeitsmethode
zurück. Der Roman basiert auf den Kurzgeschichten BAY CITY
BLUES,
DIE TOTE IM SEE und KEINE VERBRECHEN IN DEN BERGEN. Im BAY CITY BLUES
will Johnny Dalmas einen Kollegen in einer kritischen Situation helfen,
doch er findet Harry Matson sterbend vor. Matson wollte durch eine
Erpressung aus dem vermeintlichen Selbstmord der Frau Dr. Austrians
Kapital schlagen, die tatsächlich von Dr. Austrians
Sprechstundenhilfe und Geliebter Helen Matson getötet wurde.
Aber
auch Helen Matson wird getötet, und zwar von dem korrupten
Polizisten De Spain, Helens Ex-Geliebten. BAY CITY BLUES ist aufgrund
des straffen und (im nachhinein) folgerichtigen Handlungsablauf die
beste der drei Geschichten.
DIE TOTE IM SEE gab dem Roman neben dem Titel einen weiteren
großen Teil seiner Handlung. Dalmas wird von dem
Parfümfabrikanten Howard Melton beauftragt, seine
verschwundene
Frau Julia zu finden, die mit einem Telegramm den Eindruck erweckte,
sie habe sich mit ihrem Geliebten Lancelot Goodwin nach Mexiko
abgesetzt, was aber nicht der Wahrheit entspricht. Dalmas findet
Goodwin erschossen vor. Auf eine Frauenleiche stößt
Dalmas
im Little Farn Lake, der seinem Auftraggeber gehört. Die
Leiche
wird (immerhin liegt sie bereits zwei Wochen im Wasser) für
die
Frau des Verwalter des Anwesens, William Haines, gehalten.
Tatsächlich ist aber Julia Melton die Tote, ermordet von Beryl
Haines und ihrem Mann, der sie beerben wollte. Ein paar unpassende
Details stören die Geschichte, beispielsweise ein
Fußkettchen, das Melton versteckte und Dalmas findet, das
tatsächlich aber keine Bedeutung hat.
KEIN VERBRECHEN IN DEN BERGEN ist die schwächste Arbeit.
Diesmal
wird John Evans von Fred Lacey nach Puma Point (einem kalifornischen
Bergort, an dem Chandler sowohl den Little Farn Lake als auch den Puma
Lake ansiedelte - zumindest ersterer dürfte eine literarische
Erfindung sein) zitiert; auch Evans findet seinen Auftraggeber ermordet
vor. Lacey war einem Nazi-Agenten auf die Spur gekommen, der in Puma
Point Falschgeld in den Umlauf brachte (sic!). Von dieser Geschichte
hat Chandler auch nur wenige Dialoge und die Figuren des Constable Jim
Barron und seines Assistenten für DIE TOTE IM SEE
übernommen.
In dem Roman erhält Marlowe den Suchauftrag von Derace
Kingsley.
Das Telegramm stammt von seiner Frau Crystal, ihr Geliebter ist Chris
Lavery, der ebenfalls bestreitet, mit ihr nach Mexiko gefahren zu sein
- und bei seiner ersten Begegnung mit Marlowe noch lebt. Dabei wird
Marlowe auch erstmals auf Dr. Almore aufmerksam. Aus dem Little Farn
Lake taucht die bekannte Frauenleiche auf, die zunächst
für
Muriel Chess, die Frau von Bill Chess, dem Verwalter, gehalten wird.
Bei seinem nächsten Besuch findet Marlowe Lavery erschossen
vor;
er hat daraufhin eine arge Auseinandersetzung mit der Polizei von Bay
City, insbesondere mit Lieutenant Degarmo. Crystal Kingsley nimmt
Kontakt mit ihrem Mann auf, stellt sich jedoch als Muriel Chess heraus.
Marlowe wird bei dem Treffen niedergeschlagen, Muriel Chess
getötet. Sie war sowohl die Mörderin der Frau Dr.
Almores
(weil sie seine Geliebte war) als auch die Crystal Kingsleys (unter
deren Namen sie sich absetzen wollte). Ihr Mörder ist ihr
Ex-Mann:
"'Jemand, der dachte, daß sie umgebracht werden
muß,
jemand, der sie geliebt und gehaßt hat, jemand, der viel zu
sehr
Polizist war, um sie mit irgendeinem weiteren Mord
entschlüpfen zu
lassen, der aber nicht genug Polizist war, sie einfach festzunehmen und
die ganze Geschichte herauskommen zu lassen. Jemand wie Degarmo.'" (18)
Mit DIE TOTE IM SEE übertraf Chandler seine bisherigen Romane.
Weite Passagen sind komplett neu geschrieben, die Handlung ist
plausibel, plausibler als das Geschehen in seinen früheren
Romanen. Seinem ersten Roman, DER GROSSE SCHLAF, ist deutlich
anzumerken, daß er aus zwei Kurzgeschichten besteht; LEBWOHL,
MEIN LIEBLING weist Handlungsstränge auf, die zwar wichtig
sind,
zum Schluß aber nicht mehr in das gesamte Geschehen
eingebunden
werden können; DAS HOHE FENSTER geht von einer
unwahrscheinlichen
Grundvoraussetzung aus. DIE TOTE IM SEE ist dagegen völlig
makellos.
Jene acht Kurzgeschichten, auf denen die Romane DER GROSSE SCHLAF,
LEBWOHL, MEIN LIEBLING und DIE TOTE IM SEE beruhen, hat Chandler zu
seinen Lebzeiten nicht mehr für einen erneuten Abdruck
freigegeben
- er betrachtete sie als "ausgeschlachtet".
1944 begann eine weitere, neue Phase in Chandlers Schaffen. In diesem
Jahr schrieb er die Drehbücher für die
Paramount-Filme DOUBLE
INDEMNITY und AND NOW TOMORROW. Außerdem
veröffentlichte er
das Essay DIE SIMPLE KUNST DES MORDES (im ATLANTIC MONTHLY), seine
Sicht der Kriminalliteratur seiner Zeit. Interessant und bezeichnend
(für sein Werk) sind seine Ausführungen über
den idealen
Protagonisten: "Aber durch diese schäbigen Straßen
muß
ein Mann gehen, der selbst nicht schäbig ist, der eine reine
Weste
hat und keine Angst. (...) Er ist der Held; er ist schlechthin alles.
Er muß ein ganzer Mann sein und ein gewöhnlicher
Mann - und
zugleich doch ein ungewöhnlicher auch. Er muß, um
einen
ziemlich abgedroschenen Ausdruck zu gebrauchen, ein Mann von Ehre sein
- aus Instinkt, aus innerster Notwendigkeit, ohne Gedanken daran, und
gewiß ohne Worte darüber. (...) Die Story ist das
Abenteuer
dieses Mannes auf der Suche nach der verborgenen Wahrheit, und es
wäre kein Abenteuer, widerführe es keinen Mann, der
fürs
Abenteuer geschaffen ist." (19)
Ein Jahr später erschien ein weiteres Essay, SCHRIFTSTELLER IN
HOLLYWOOD (ebenfalls im ATLANTIC MONTHLY), in dem Chandler seine
Erfahrungen und Beobachtungen als Drehbuchautor thematisierte. Daneben
schrieb er das Drehbuch zu THE UNSEEN für die Paramount.
LEBWOHL,
MEIN LIEBLING wird als MURDER, MY SWEET nochmals von der R. K. O.
verfilmt.
1946 verfaßte Chandler das Drehbuch für THE BLUE
DAHLIA,
eine weitere Paramount-Produktion. Er schrieb auch das Drehbuch THE
INNOCENT MRS. DUFF für die Paramount, das jedoch nicht
realisiert
wurde. DER GROSSE SCHLAF wurde von Warner Brothers verfilmt, DIE TOTE
IM SEE von Metro Goldwyn Mayer, ein Jahr darauf DAS HOHE FENSTER als
BRASHER DOUBLOON von der Twentieth Century Fox. 1948 publizierte
Chandler (wieder im ATLANTIC MONTHLY) lediglich das Essay OSCAR-ABEND
IN HOLLYWOOD.
Das Drehbuchschreiben war für Chandler kommerziell
ausgesprochen
erfolgreich: "Für den Job bei der Universal bekam ich im
Durchschnitt etwa 4.000 Dollar die Woche." (20) Und: "Fürs
vergangene Jahr muß ich fast 50.000 Dollar Einkommensteuer
zahlen." (21) Es befriedigte ihn aber nicht: "Wie jeder Schriftsteller,
oder fast jeder Schriftsteller, der nach Hollywood geht, war ich am
Anfang überzeugt, es müsse doch irgendeine Methode zu
entdecken sein, beim Film zu arbeiten, ohne daß dabei das
bißchen Schöpfertalent, das man zufällig
vielleicht
besitzt, komplett vor die Hunde ginge. Aber wie andere vor mir machte
ich die Entdeckung, daß ich da einem Traum nachhing. Zu viele
Leute haben dem Schriftsteller zuviel dreinzureden in seine Arbeit."
(22)
Das Drehbuch PLAYBACK, das Chandler 1947/48 ausarbeitete, ein
Marlowe-Fall, jedoch keine Romanverfilmung, wurde ebenfalls nicht
realisiert.
Erst 1949 sollte Chandlers fünfter Roman, DIE KLEINE
SCHWESTER,
erscheinen (als Doppelveröffentlichung bei Mifflin/USA und
Hamilton/England). Orfamay Quest, ein Mauerblümchen, will
Marlowe
beauftragen, ihren Bruder Orrin zu finden, der sich nach Los Angeles
abgesetzt hat. Aus Mitleid übernimmt Marlowe den Fall - seine
Auftraggeberin bietet ihm nur 20 Dollar... Aber bereits bei seinen
ersten Ermittlungen stößt er auf eine Leiche, die
des
Hausverwalters Clausen, von dem Orrin ein Zimmer mietete, kurz darauf
auf eine zweite, die eines Manns namens George W. Hicks. Marlowe deckt
einen komplizierten Vorgang auf: Orrin Quest wollte mit seiner
Schwester Orfamay den Ex-Gangster Steelgrave erpressen, dem es bislang
gelungen war, seine tatsächliche Identität zu
verschleiern.
Steelgrave ist mit Mavis Weld, einem aufstrebenden Filmsternchen, der
Stiefschwester Orfamays, liiert. Offensichtlich tötete er
einen
weiteren Gangster, der ihn enttarnen wollte. Orrin, der Clausen und
Hicks umbrachte, weil sie das Schweigegeld kassieren wollten, und
Steelgrave finden ebenfalls den Tod.
DIE KLEINE SCHWESTER wartet mit einem flotten Beginn und herrlichen
Dialogen auf: "'Früher trug er einen kleinen blonden
Schurrbart,
aber Mutter sorgte dafür, daß er ihn abschnitt. Sie
sagte...' 'Lassen Sie's gut sein. Der Pfarrer brauchte ihn als
Kissenfüllung.'" (23) Nach den ersten 60 Seiten wird die
Handlung
allerdings langatmig, die Dialoge verlieren ihren gewohnten Witz. Erst
auf den letzten 100 Seiten gewinnt der Roman wieder an Schwung.
Chandler hat auch Probleme, den Mord an Orrin zu motivieren.
Getötet wurde er von Dolores Gonzales, einer Freundin von
Mavis
Weld: "'Wie viele Männer eine Frau auch haben mag', sagte sie
sanft, 'immer gibt es einen, den sie unter keinen Umständen an
eine andere Frau verlieren kann. Er war es.'" (24) Dabei kann nur sie
seine Mörderin sein, denn sie ist im Besitz der Mordwaffe.
Übertrieben ist die endgültige Schlußszene
des Romans:
Dolores Gonzales wird von ihrem Ex-Mann getötet.
"Das Material des Kriminalschriftstellers ist Melodram, und
daß
heißt: Übertreibung von Gewalttat und Angst
über das
hinaus, was einem normalerweise im Leben widerfährt. (...) Die
Mittel, die er anwendet, sind realistisch in dem Sinne, daß
solche Dinge Leuten wie diesen und an Orten wie diesen allerdings
widerfahren; aber dieser Realismus ist nur oberflächlich; das
Gefühlspotential ist überladen und
überlastet, die
Kompression von Zeit und Ereignis tut der Wahrscheinlichkeit Gewalt an,
und obwohl solche Dinge passieren, passieren sie doch nicht in so
rascher Folge, in so engem logischen Rahmen und in einer so fest
miteinander verknüpften Gruppen Menschen." (25)
räumte
Chandler noch im Erscheinungsjahr des Romans ein.
1950 wurde ein Großteil von Chandlers Kurzgeschichten - von
den
"ausgeschlachteten" abgesehen - in zwei Sammlungen nachgedruckt. Mit
Czenzi Ormonde schrieb Chandler außerdem das Drehbuch zu dem
Film
STRANGERS ON A TRAIN, der von den Warner Brothers produziert wurde.
Regie führte übrigens Alfred Hitchcock.
Chandlers zweite phantastische Geschichte erschien 1951 im PARK EAST
MAGAZIN/USA und in GO/England (neben einem weiteren Nachdruckband mit
seinen früheren Kurzgeschichten seine einzige
Veröffentlichung in diesen Jahr). Joe Pettigrew tötet
den
Liebhaber seiner Frau (die kurz zuvor von ihrem Liebhaber
getötet
wurde, aber das weiß ihr Mann zu dem Zeitpunkt, zu dem er den
Mord begeht, noch nicht), nachdem Pettigrow durch PROFESSOR BINGOS
SCHNUPFPULVER unsichtbar wurde. Wie bereits DIE BRONZETÜR
bietet
diese Geschichte einen interessanten und reizvollen Kontrast zu den
übrigen, rationalen Werken Chandlers.
Die phantastischen Geschichten müssen Chandlers heimliche
literarische Liebe gewesen sein; bereits 1939 plante er, insgesamt
sechs, sieben phantastische Novellen zu schreiben: "Das ironische
Glanzstück THE BRONZE DOOR, die vollkommene
atmosphärische
Phantastik in THE EDGE OF THE WEST, die gespenstische Story GRANDMA'S
BOY, die Farce THE DISAPPERING DUKE, die ironische Geschichte THE FOUR
GODS OF BLOON, das reine Märchen THE RUBIES OF MAMELON." (26)
Für die Science Fiction hat sich Chandler freilich nicht
begeistern können: "Kriminalroman (...) sind im Schwinden, und
die
Science Fiction ist ein Rohrkrepierer, glaube ich." (27) Oder
detaillierter: "Ich bin nicht sonderlich interessiert an Geschichten
über Marsbewohner oder das Jahr 3000. Ich habe bei
phantastischen
Sachen dieser Art etwa das gleiche Gefühl wie bei H. G. Wells:
man
führt ein Wunder in eine vollkommen alltägliche
Umgebung ein
und beobachtet dann die Folgen, die gewöhnlich schlimm sind.
Die
Schwierigkeit beim phantastischen Roman ist grundsätzliche
dieselbe, die den ungarischen Dramatikern zu schaffen macht - kein
dritter Akt. Die Idee und die daraus resultierende Situation sind gut;
aber was passiert nun? (...) Wenn ich von einem Menschen läse,
der
morgens aufgewacht ist und festgestellt hat, daß er
bloß
noch einen Viertelmeter groß ist, würde mich gar
nicht mehr
interessieren, wie ihm das passiert ist, sondern wie er nun damit
fertig wird..." (28)
1952 publizierte Chandler lediglich ein Essay: ZEHN PROZENT VOM LEBEN
(im ATLANTIC MONTHLY). Thema sind die literarischen Agenten.
Chandlers sechster Roman erschien 1953 bei Hamilton: DER LANGE
ABSCHIED. Auf den ersten 60 Seiten verwandte er Szenen aus seiner
Kurzgeschichte DER VORHANG. Marlowe lernt Terry Lennox kennen, einen
arbeitslosen Trinker, der später seine reiche Ex-Frau, Sylvia
Lennox, erneut heiratet. Eines Tages bittet Lennox Marlowe, ihn zu
einem Provinzflugplatz kurz vor der mexikanischen Grenze zu fahren;
Lennox will sich nach Mexiko absetzen. Kurz nach seiner
Rückkehr
nach Los Angeles wird Marlowe von der Polizei verhört und
verhaftet, denn Lennox steht in dem Verdacht, seine Frau
getötet
zu haben. Marlowe hält Lennox aber nicht für den
Mördern, verweigert weiterhin jede Aussage und verbringt
einige
Tage im Gefängnis. In Mexiko allerdings erschießt
sich
Lennox und hinterläßt ein Geständnis.
Wenige Tage später will der New Yorker Verleger Howard Spencer
Marlowe engagieren. Er soll auf den Schriftsteller Roger Wade
achtgeben, der im Suff bereits einmal seine Frau die Treppe
hinunterwarf. Marlowe lehnt ab, läßt sich aber von
Wades
Frau Eileen mit der Suche nach ihrem Mann beauftragen, der seit
mehreren Tagen verschwunden ist. Marlowe findet Roger Wade, und ist
danach häufiger Gast bei den Wades. Er findet heraus,
daß
Terry Lennox mit Paul Marston, dem ersten, im Krieg verschollenen Mann
Eileen Wades identisch ist, und lernt Linda Loring, die Schwester der
ermordeten Sylvia Lennox kennen. Roger Wade begeht Selbstmord, doch
auch der ist nur vorgetäuscht. Sowohl Sylvia Lennox als auch
Roger
Wade wurden von Eileen Wade getötet (Roger Wade betrog seine
Frau
mit Sylvia Lennox); der Selbstmord von Terry Lennox war
vorgetäuscht, um ihn dem Zugriff der Justiz zu entziehen. Nur
ein
Selbstmord ist auch ein solcher: der von Eileen Wade am Ende des Romans.
DER LANGE ABSCHIED ist der (mit immerhin 380 Seiten) umfangreichste,
komplexeste, ausgereifteste und atmosphärisch dichteste Roman
Chandlers. Es gibt keine Makel in Stil, Handlungsablauf und innerer
Logik. Ebenso wie DIE KLEINE SCHWESTER wirkt DER LANGE ABSCHIED
autobiografisch. Spielte in DIE KLEINE SCHWESTER im Hollywood-Milieu,
so ist in DER LANGE ABSCHIED ein zumindest kommerziell erfolgreicher
Schriftsteller eine der Hauptfiguren, den Chandler außerdem
sagen
läßt: "'Hier sehen Sie selber einen
Schmalspur-Unternehmer
in einer Schmalspur-Branche vor sich, Marlowe. Alle Schriftsteller sind
Arschlöcher, und ich bin eins der größten.
Ich habe
zwölf Bestseller geschrieben, und wenn ich den Stapel Quatsch
da
auf dem Schreibtisch je zu Ende bringe, sind es vielleicht dreizehn.
Und keiner davon ist auch nur einen Schuß Pulver wert.'" (29)
DER LANGE ABSCHIED ist ein doppeldeutiger Titel. Chandler schrieb das
Buch in den letzten Lebensjahren seiner Frau Cissy, die seit mehreren
Jahren an einer Lungenkrankheit litt. "In gewissem Sinne hatte ich
natürlich schon lange vorher von ihr Abschied genommen." (30)
schrieb Chandler nach ihrem Tod am 12.12.1954. Er unternahm einen
dilettantischen Selbstmordversuch ("Ich hatte noch nie mit einer
Pistole geschossen, und der erforderliche Druck auf dem Abzug war so
gering, daß ich ihn kaum berührt hatte, um meine
Hand in die
richtige Position zu bringen, als der Schuß auch schon
losging
und die Kugel rings an den Kachelwänden der Duschkabine
abprallte
und oben in die Decke fuhr." (31)), verbrachte ein Jahr in England und
zog sich für drei Jahre von seinem Genre zurück.
1958 erschien Chandlers siebter und letzter Roman, PLAYBACK (bei
Mifflin und Hamilton), der auf dem gleichnamigen Drehbuch basiert, das
Chandler Ende der vierziger Jahre schrieb. Marlowe wird von einem
Anwalt mit der Beschattung einer jungen Frau beauftragt, die sich
zunächst Eleanor King, später Betty Mayfield nennt.
Betty
Mayfield wird erpreßt und verfolgt; aus welchem Grund aber,
findet Marlowe nicht selbst heraus.
PLAYBACK ist das (mit etwa 180 Seiten) dünnste Buch Chandlers
und
nicht in dem gleichen Maße vielschichtig wie seine
früheren
Romane. Es gibt in dem Roman auch keine vorsätzlichen Morde,
nur
einen tödlichen Unfall und einen Selbstmord. Kurios ist ein
alter
Mann, der (in einem Gespräch mit Marlowe) über Gott
philosophiert - Chandler selbst?!
Chandler stirbt, von Krankheit und Alkohol geschwächt, am
26.03.1959 in La Jolla/Kalifornien. Posthum wurden drei Kurzgeschichten
und ein Romanfragment gedruckt.
DER BLEISTIFT ist (nach EINFACHE CHANCE) die zweite Philip
Marlowe-Kurzgeschichte (publiziert 1960 in dem Magazin MANHUNT oder
1959 in der LONDON DAILY MAIL - die Quellen sind
widersprüchlich).
Ikky Rosenstein gibt sich verzweifelt, als er sich an Marlowe wendet.
Er habe sich vom Syndikat abgesetzt, das ihn deshalb töten
will.
Rosenstein bittet Marlowe, ihn aus Los Angeles zu schaffen. Die
Handlung erfährt eine interessante Wendung: Die Killer
erschießen zwar Rosenstein, doch es ist nicht der Rosenstein,
mit
dem Marlowe zu tun hat. Sinn der Aktion war, Marlowe eine Beteiligung
an dem Mord anzuhängen, weil er vor Jahren einen Mann des
Syndikats festnahm - eine gelungen pointierte Geschichte.
1962 wurde EIN SCHRIFTSTELLERPAAR in DIE SIMPLE KUNST DES MORDES,
größenteils eine Sammlung von Chandler-Briefen,
abgedruckt.
Chandler schildert ein erfolgloses Schriftstellerpaar; er thematisierte
offensichtlich seine Erfahrungen aus den dreißiger Jahren.
ENGLISCHER SOMMER, eine schwülstige Geschichte um einen Mord
in
englischen Kleinadelskreisen, wurde dagegen erst 1976 in dem Magazin
ANTAEUS veröffentlicht.
Die ersten - und einzigen Kapitel - von DIE POODLE SPRINGS STORY,
Chandlers achtem (Marlowe-) Roman, erschienen ebenfalls in DIE SIMPLE
KUNST DES MORDES. Auf den wenigen Seiten geschieht nicht viel - Marlowe
bezieht sein neues Haus, meldet sich bei der Polizei, entgeht einem
Entführungsversuch. Chandler hat Marlowe verheiratet, mit
jener
Linda Loring aus DER LANGE ABSCHIED. Das überrascht wenig,
denn
Marlowe war in den Romanen niemals eine unveränderliche Figur.
So
alterte er in dem gleichen Maß wie sein Autor.
In den sechziger und siebziger Jahren entstanden noch vier weitere
Romanverfilmungen: 1969 MARLOWE nach DIE KLEINE SCHWESTER (MGM), 1973
THE LONG GOODBYE (United Artists), 1975 FAREWELL, MY LOVELY (ET ITC)
und 1978 THE BIG SLEEP (Winkast).
Chandler hinterließ sieben gute, spannende, humorvolle und
unterhaltsame Romane; ein Urteil, das auch für den
Großteil
seiner Kurzgeschichten Gültigkeit besitzt. Seine Intentionen
wird
ein heutiger Leser freilich kaum einschätzen können.
Eine
prominente Kollegin Chandlers, Patricia Highsmith, schrieb
über
ihn: "Es ist anzunehmen, daß Chandler sich als Schriftsteller
durch die sieben Bücher, die er mit Philip Marlowe als
Hauptfigur
schrieb, Genugtuung verschaffte; und durch die Aussage, die er
über seine Zeit machte. (...) Er umgab sich also in gewissem
Sinne
mit dem, was er brauchte, mit Cissy, der fast eremitenhaften Ehefrau
und halben Mutterfigur, und mit Philip Marlowe, einem Mann, der mit den
unfeineren Elementen eines brutalen Lebens zurechtkam." (32)
Zitatenachweis:
(1) DIE SIMPLE DES MORDES, Seite 24.
(2) ebenda, Seite 25.
(3) SZ-MAGAZIN 41/90, Seite 54.
(4) DIE SIMPLE KUNST DES MORDES, Seite 19.
(5) ebenda, Seite 25.
(6) ebenda, Seite 25.
(7) ebenda, Seite 280.
(8) GEFAHR IST MEIN GESCHÄFT, Seite 156.
(9) MORD IM REGEN, Seite 12.
(10) DIE SIMPLE KUNST DES MORDES, Seite 267.
(11) LEBWOHL, MEIN LIEBLING, Seite 290.
(12) LEBWOHL, MEIN LIEBLING, Seite 298.
(13) MORD IM REGEN, Seite 160.
(14) LEBWOHL, MEIN LIEBLING, Seite 5.
(15) LEBWOHL, MEIN LIEBLING, Seite 135.
(16) DAS HOHE FENSTER, Seite 252.
(17) ERPRESSER SCHIESSEN NICHT, Seite 9.
(18) DIE TOTE IM SEE, Seite 267.
(19) DIE SIMPLE KUNST DES MORDES, Seite 341/342.
(20) ebenda, Seite 161.
(21) ebenda, Seite 183.
(22) ebenda, Seite 167.
(23) DIE KLEINE SCHWESTER, Seite 16.
(24) ebenda, Seite 284.
(25) DIE SIMPLE KUNST DES MORDES, Seite 59.
(26) ebenda, Seite 260/261.
(27) ebenda, Seite 102.
(28) ebenda, Seite 110.
(29) DER LANGE ABSCHIED, Seite 179.
(30) DIE SIMPLE KUNST DES MORDES, Seite 35.
(31) ebenda, Seite 39.
(32) ENGLISCHER SOMMER, Seite 12/14.
Chandlers Werke in deutscher Übersetzung:
DER GROSSE SCHLAF (THE BIG SLEEP), Übersetzung von Gunnar
Ortlepp, detebe 20132, 201 Seiten, 8,80 DM.
DIE KLEINE SCHWESTER (THE LITTLE SISTER), Übersetzung von
Walter E. Richartz, detebe 20206, 287 Seiten, 9,80 DM.
DER LANGE ABSCHIED (THE LONG GOODBYE), Übersetzung von Hans
Wollschläger, detebe 20207, 382 Seiten, 9,80 DM.
DAS HOHE FENSTER (THE HIGH WINDOW), Übersetzung von Urs
Widmer, detebe 20208, 264 Seiten, 8,80 DM.
DIE SIMPLE KUNST DES MORDES (enthält Briefe Chandlers, diverse
Essays, die Kurzgeschichte EIN SCHRIFTSTELLERPAAR sowie DIE POODLE
SPRINGS STORY), herausgegeben von Dorothy Gardiner und Kathrine Sorley
Walker, Übersetzungen von Hans Wollschläger, detebe
20209,
368 Seiten, 9,80 DM.
DIE TOTE IM SEE (THE LADY IN THE LAKE), Übersetzung von
Hellmuth Karasek, detebe 20311, 272 Seiten, 9,80 DM.
LEBWOHL, MEIN LIEBLING (FAREWELL, MY LOVELY), Übersetzung von
Wulf Teichmann, detebe 20312, 303 Seiten, 8,80 DM.
PLAYBACK (PLAYBACK), Übersetzung von Wulf Teichmann, detebe
20313, 184 Seiten, 7,80 DM.
MORD IM REGEN (enthält die Stories MORD IM REGEN, DER MANN,
DER
HUNDE LIEBTE, DER VORHANG, CHERCHEZ LA FEMME, MANDARIN-JADE, BAY CITY
BLUES, DIE TOTE IM SEE, KEINE VERBRECHEN IN DEN BERGEN),
Übersetzungen von Hans Wollschläger, detebe 20314,
481
Seiten, 9,80 DM.
ERPRESSER SCHIESSEN NICHT (enthält die Stories ICH WERDE
WARTEN,
ERPRESSER SCHIESSEN NICHT, EINFACHE CHANCEN, DER SUPERKLUGE MORD,
NEVADA-GAS), Übersetzungen von Hans Wollschläger,
detebe
20751, 297 Seiten, 9,80 DM.
DER KÖNIG IN GELB (enthält die Stories SPANISCHES
BLUT,
ZIERFISCHE, SCHÜSSE BEI CYRANO, BLUTIGER WIND, DER
KÖNIG IN
GELB), Übersetzungen von Hans Wollschläger, detebe
20752, 346
Seiten, 9,80 DM.
GEFAHR IST MEIN GESCHÄFT (enthält die Stories PERLEN
SIND
EINE PLAGE, GEFAHR IST MEIN GESCHÄFT, STRASSENBEKANNTSCHAFT
HIGH
NOON, DER BLEISTIFT), Übersetzungen von Hans
Wollschläger,
detebe 20753, 260 Seiten, 9,80 DM.
ENGLISCHER SOMMER (enthält die Stories ENGLISCHER SOMMER, DIE
BRONZETÜR, PROFESSOR BINGOS SCHNUPFPULVER, diverse Essays und
anderes Material), Übersetzungen von Wulf Teichmann und Hans
Wollschläger, detebe 20754, 256 Seiten, 8,80 DM.
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