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Sergej Lukianenko
WELTENTRÄUMER
„Chistovik
(The Final Draft)“, 2008, deutsche Erstausgabe, aus dem
Russischen von Christiane Pöhlmann, Heyne TB 52460, ISBN
978-3-453-52460-6, 2008, 493 Seiten, 14,00 EUR.
Coverzeichnung: Dirk Schulz.
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WELTENTRÄUMER
ist die Fortsetzung des Bandes WELTENGÄNGER (Heyne TB 52349), in
dem der Moskauer Kirill Maximow zu einem sogenannten „Funktional“
gemacht wurde, das über übermenschliche Fähigkeiten verfügt
und dem der Weg in die Welten des Multiversums offensteht, bei denen es
sich durchweg um Versionen der heimischen Erde handelt, in denen die geschichtliche,
politische und wissenschaftliche Entwicklung einen anderen Verlauf nahm.
Kirill gab sich jedoch nicht damit zufrieden, als Zöllner einer Minderheit
von gewöhnlichen, in die Existenz der Funktionale eingeweihten Menschen
den Übertritt in die Parallelwelten zu ermöglichen, sondern
wollte auch herausfinden, wer hinter den Funktionalen steht. Er geriet
in einen blutigen Konflikt mit den Arkanern, den Bewohner von Erde-1,
die offenbar die übrigen Parallelwelten für ihre Experimente
nutzen, löste sich von seiner Funktion und floh.
WELTENTRÄUMER schildert die weitere Flucht Kirills vor den Arkanern.
Dann verbündet er sich mit seinem früheren Freund und Mentor
Kotja, der um seine Position als Kurator der Funktionale auf der Erde
fürchtet. Kirill reist nach Feste, um die dortigen Machthaber (es
handelt sich um eine religiös geprägte, aber nicht dogmatische
Welt) zum Kampf gegen die Arkaner zu bewegen, scheitert aber. Immerhin
wird ihm bewusst gemacht, dass sich hinter den Arkanern eine weitere Macht
verbergen muss. Nach dem Angriff der Arkaner transferiert sich Kirill
in die Ursprungswelt der Funktionale.
Der Autor ist routiniert genug, um seinen zweibändigen WELTENGÄNGER/WELTENTRÄUMER-Zyklus
plausibel zu beenden, auch wenn er dazu das Multiversum-Konzept um eine
zeitliche Komponente erweitern muss. Genau wie in WELTENGÄNGER kreiert
Lukianenko auch in WELTENTRÄUMER die eine oder die andere originelle
Welt, wozu nicht nur Feste gehört. Aber noch mehr als in WELTENGÄNGER
wird in der Fortsetzung deutlich, dass der Autor den Plot seines Romans
SPEKTRUM (Heyne TB 52233) zum zweiten Mal umsetzte: In SPEKTRUM führen
die Transmitter bzw. Portale auf andere Planeten, in WELTENGÄNGER/WELTENTRÄUMER
in Parallelwelten. In SPEKTRUM wie in WELTENGÄNGER /WELTENTRÄUMER
haben die Protagonisten eine Schlüsselrolle inne, die jedoch nur
in SPEKTRUM offenbart wird. Kirill wird dagegen als „(...) Funktional,
das seine Funktion nicht kennt.“ (Seite 422) beschrieben –
aha! Auch ein Pendant zu den Arkanern findet sich in SPEKTRUM, und zwar
die Schließer, die Verwalter der Transmitter, die immerhin nicht
annähernd in demselben Maß wie die Arkaner aggressiv sind.
Unter diesen Umständen drängen sich etwaige Gemeinsamkeiten
zwischen den magisch begabten „Anderen“ aus den WÄCHTER-Romanen
des Autors trotz ihrer Ähnlichkeit mit den Funktionalen nicht mehr
auf.
Für Leser, die Lukianenko bislang „nur“ durch seine WÄCHTER-Romane,
WÄCHTER DER NACHT (Heyne TB 53080), WÄCHTER DES TAGES (Heyne
TB 53200), WÄCHTER DES ZWIELICHTS (Heyne TB 53198) und WÄCHTER
DER EWIGKEIT (Heyne TB 52255) kennen- und schätzengelernt haben,
sind WELTENGÄNGER und WELTENTRÄUMER wegen des flüssigen
Handlungsablaufs und des Ideenreichtums nicht unbedingt eine Enttäuschung.
Freilich wird der Eindruck der Ideenvielfalt schwinden, wenn dem Leser
auch SPEKTRUM bekannt ist. Neu ist in WELTENGÄNGER und WELTENTRÄUMER
nur das Konzept der Funktionale, ansonsten ist das Original der bessere
Roman.
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