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„Ubik“,
1969, Nachdruck, aus dem Amerikanischen von Renate Laux, Alexander
Martin und Jürgen Langowski, Heyne TB 13884, 2003, 428 Seiten,
9,95 €.
Coverzeichnung: Hauptmann und Kampa Werbeagentur.
Anhang: UBIK – DAS DREHBUCH.
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Der Heyne Verlag macht in seiner Dick-Edition den Lesern wieder einen
Roman zugänglich, der jahre- bis jahrzehntelang vergriffen war: UBIK.
Zuerst und zuletzt erschien der Roman 1977 im Insel und im Suhrkamp Verlag.
In der Neuausgabe trat an die Stelle des Nachwortes von Stanislaw Lem
ein Vorwort von Sascha Mamczak, seines Zeichens Herausgeber der Heyne
SF-Reihe, außerdem wurde der Band mit dem Drehbuch versehen, das
Dick selbst 1974 für den französischen Regisseur Jean-Pierre
Gorin schrieb, das aber nicht verfilmt werden sollte.
Was ist UBIK?! Nun, das wird für den Protagonisten des Romans, den
PSI-Techniker Joe Chip, zur existenziellen Frage. Chip ist Angestellter
von RUNCITER ASSOCIATES, einer sogenannten Schutzgesellschaft, die den
Aktivitäten von Telepathen und anderen PSI-begabten Menschen in gegnerischen
Konzernen Einhalt gebieten soll, in dem sie die passenden Gegentalente
zum Einsatz bringt (ein Motiv, das auch in mehreren Kurzgeschichten Dicks
auftaucht). Runciter, Chip und zehn weitere Angestellte geraten auf dem
Mond in eine Falle. Runciter wird getötet, den übrigen gelingt
die Flucht zur Erde.
UBIK gehört zu jenen Romanen Dicks, in denen die Realität aus
den Fugen gerät. Bereits auf dem Rückflug zur Erde bemerkt Chip
einen langsamen Zerfall und eine Alterung seiner Umgebung, deren Tempo
nach der Landung zunimmt. Nahrungsmittel werden ungenießbar, Geräte
zerfallen und werden durch Exemplare ihrer vorherigen Generationen ersetzt.
Chip und seine Begleiter bewegen sich auch in der Zeit zurück, ein
Prozeß, der erst 1939 zum Stillstand kommt. Ständig versucht
Runciter, mit Chip Kontakt aufzunehmen, und weist ihn dabei drängend
auf UBIK hin.
UBIK ist der Höhepunkt unter Dicks realitätshinterfragenden
Romanen. Dick schafft die Voraussetzungen für die Zerstörung
der Umwelt seiner Protagonisten mit der Kryotechnik, die in seiner Zukunft
dazu genutzt wird, Verstorbene am Leben zu erhalten (sofern sie noch Gehirnaktivitäten
aufweisen). So muß Chip im Laufe des Romans erkennen, daß
er und seine Begleiter starben und eingefroren wurden, nicht Runciter.
Damit befreit Dick die Realitätsveränderungen von physischen
Fesseln: Chips Umwelt ist nur seinem Einfluß, und dem seiner Verbündeten
und dem seiner (zunächst stärkeren) Widersacher unterworfen.
In keinem anderen Werk Dicks wird die Umwelt der Protagonisten dermaßen
demontiert wie in UBIK, und zwar so sehr, daß der Roman zeitweise
konfus anmutet und nicht mehr eine noch einigermaßen plausible Lösung
erwartet läßt. Doch Dick wäre kein herausragender Autor,
wenn ihm das Gegenteil nicht doch noch gelingen würde...
Das Drehbuch zu UBIK weiß zu überraschen – es lehnt sich
nicht nur stark an den Roman an, was bei Romanverfilmungen nicht unbedingt
üblich, sondern kopiert ihn teilweise sogar. Dick hat viele Dialoge,
aber auch viele Beschreibungen wörtlich aus dem Roman übernommen,
lediglich den Schluß verändert. So stellt das Drehbuch eine
komprimierte Fassung des Romans dar, der erst auf den letzten Seiten variiert
wird. Es verwundert nicht, daß es nicht in einem Film umgesetzt
wurde, sondern für DER BLADE RUNNER, TOTAL RECALL, SCREAMERS –
TÖDLICHE SCHREIE, MINORITY REPORT und PAYCHECK actionreichere Romane
und Kurzgeschichten vorgezogen wurden, die einfacher zu verfilmen waren.
Leser, die die Insel- oder Suhrkamp-Ausgabe von UBIK besitzen, müssen
den Heyne-Nachdruck nicht erwerben. Abgesehen von dem abweichenden Schluß
bietet das UBIK-Drehbuch keine neuen Erkenntnisse über Dicks Arbeit
als Autor, vor allem nicht als Drehbuchautor. Allen anderen kann nur dringend
empfohlen werden: Kaufen, bevor UBIK, wie es bis zum Roman mehrfach geschieht,
wieder verschwindet.
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