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Stephen King/Peter Straub
DAS
SCHWARZE HAUS
„Black
House“, 2001, Nachdruck, aus dem Amerikanischen von Wulf
Bergner, Heyne TB 13909, 2004, 831 Seiten, 9,95 EUR.
Coverzeichnung: Hauptmann und Kampa Werbeagentur.
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Ein dicker Band wie DAS SCHWARZE HAUS
mit über 800 Seiten wirft die Frage nach dem Sinn einer Taschenbuchausgabe
auf – in technischer Hinsicht natürlich nur. Grundsätzlich
sind und bleiben Taschenbuchausgaben teurerer Hardcoverbände natürlich
zu begrüßen, nicht nur, weil die finanziellen Ressourcen der
Leser geschont werden, sondern auch, weil sich ihre Enttäuschung
in Grenzen hält, wenn ihnen die Bücher nicht zusagen sollten...
DAS SCHWARZE HAUS ist die zweite Kooperation der US-amerikanischen Horror-Autoren
Stephen King und Peter Straub, die bei näherem Hinsehen gar nicht
so recht zueinander passen wollen: der Vielschreiber und der Stilist,
der deutlicher weniger Romane veröffentlicht hat als sein populärerer
Kollege, ihm in inhaltlicher Härte aber nicht nachsteht. Gleichzeitig
mit dem Band wurde auch der erste Roman, den King und Straub bereits 1984
(deutsche Erstveröffentlichung 1986) gemeinsam schrieben, DER TALISMAN,
neu aufgelegt (Heyne TB 13967). Obwohl beide Romane denselben Protagonisten
aufweisen, ist es für das Verständnis von DAS SCHWARZE HAUS
nicht nötig, zuvor DER TALISMAN gelesen zu haben.
In DER TALISMAN begab sich der zwölfjährige Jack Sawyer in Parallelwelten,
den sogenannten Territorien (dort noch, vermutlich wegen des nicht identischen
Übersetzers: Regionen), auf die Suche nach dem im Titel genannten
Talisman, der seine Mutter retten soll. In DAS SCHWARZE HAUS ist er Anfang
dreißig und hat sich nach einer kurzen, aber spektakulären
Karriere bei der Polizei von Los Angeles in French Landing, einer Kleinstadt
im US-Bundesstaat Wisconsin, zur Ruhe gesetzt. Als dort drei Kinder einem
Serienkiller zum Opfer fallen und ein Jugendlicher entführt wird,
kann er sich nicht dagegen wehren, in die Ermittlungen einbezogen zu werden.
King und Straub kreieren eine Ausgangssituation, die für Horror-Romane
US-amerikanischer Autoren typisch ist: eine Kleinstadt, die von brutalen
Verbrechen (oder anderen unerklärlichen Ereignissen) heimgesucht
wird. Die Identität des Täters und sein Versteck werden ebenso
schnell wie die Existenz des Schwarzen Hauses enthüllt. Danach verbleiben
nur wenige Spannungselemente. Erst nach knapp einem Drittel des Romans
wird klar, daß die Ereignisse im Zusammenhang mit den Territorien
und Jacks Fähigkeit, zwischen ihnen und unserer Welt zu wechseln,
stehen müssen, auch wenn sich die Bedrohung für sämtliche
Welten erst nach einem weiteren Drittel des Buches offenbart.
Die Autoren spulen routiniert, mit zahlreichen Protagonisten und mit einem
weiten Handlungsbogen, den Plot ihres Romans ab. Ihre Anteile an dem Band
sind einfach voneinander zu unterschieden, wenn man die Charakteristiken
der Autoren kennt: die Passagen von Straub sind stilistisch komplexer
und atmosphärisch dichter und damit reizvoller als die von King,
bei dem sich sogar angesichts von wenig gehaltvollen Dialogen und Monologen
eine gewisse Motivationslosigkeit vermuten läßt. Freilich:
Neues bieten sie nicht. Das gilt nicht nur für den Handlungsort (in
unserer Welt), sondern auch für das Parallelweltkonzept und mit weniger
als der Bedrohung aller Welten geben sich die Autoren ohnehin nicht zufrieden.
Dazu paßt es auch, daß Jack Sawyer in den Territorien die
Frau seines Lebens findet und nach einer tödlichen Verletzung nur
noch dort leben kann – kurze Trips in unsere Welt sind aber nicht
ausgeschlossen, falls King und Straub nochmals einen Roman gemeinsam schreiben
wollen... (Mit Sawyer als Protagonisten. Wenn sich die Autoren damit wieder
fast zwei Jahrzehnte Zeit lassen, wäre ihre Figur etwa Anfang fünfzig.)
Zwiespältig bis konzeptionslos wirkt es, daß die drei Kindermorde
nicht Teil der Aufgabe sind, die der Täter im Auftrag der bösartigen
Mächte zu erfüllen hat, sondern sie zur Befriedigung seiner
Gelüste beging. Immerhin ist Sawyer nicht allein für die Abwendung
jener Bedrohung zuständig.
DAS SCHWARZE HAUS ist kein gutes Beispiel für eine Kooperation zweier
(Horror-) Autoren: nur alten Wein in neuen Schläuchen, nur Altbekanntes
zwischen neuen Buchdeckeln. Der Vorgängerband, DER TALISMAN, ist
reizvoller, weil in ihm die Autoren ausgetretenen inhaltlichen Pfade des
Genres noch in einem größeren Maß verließen. Angesichts
der wenigen Gemeinsamkeiten zwischen King und Straub ist kaum verwunderlich,
daß sich ihre Kooperationen auf die Romane um Jack Sawyer beschränken,
von denen der zweite, DAS SCHWARZE HAUS, offenbar nur aus kommerziellen
Gründen entstand.. Unter den (Einzel-) Romanen der Autoren finden
sich bessere Werke, was nicht nur für Straub, sondern auch für
den Vielschreiber King gilt.
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