Jack McDevitt

DIE SUCHE

„Seeker“, 2005, deutsche Erstausgabe, aus dem Amerikanischen von Frauke Meier, Bastei/Lübbe-SFTB 24362, 2007, 492 Seiten, 7,95 EUR.
Coverzeichnung: Jim Burns.

DIE SUCHE ist nach DIE LEGENDE VON CHRISTOPHER SIMS (zusammen mit ERSTKONTAKT in Bastei/Lübbe-SFTB 24274) und POLARIS (Bastei/Lübbe-SFTB 24239) der dritte Roman des US-amerikanischen Autors, in dem der Händler Alex Benedict und seine Pilotin Chase Kolpath im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Benedict handelt freilich nicht mit beliebigen Artikeln, sondern ausschließlich mit archäologischen Artefakten. In DIE SUCHE wird ihm eine 9.000 Jahre alte Tasse (sic!) angeboten.
Benedicts Neugier ist geweckt und es stellt sich heraus, dass die Tasse von der SEEKER stammen muss, einem Kolonistenraumschiff, das seinerzeit die Erde mit einem unbekannten Ziel verließ. Sind die Nachkommen der Kolonisten bereits entdeckt worden ...?! Benedict und Chase Kolpath ermitteln die Herkunft der Tasse, verfolgen die Reisen ihrer Entdecker und stoßen auf die SEEKER, die sich als treibendes Wrack herausstellt. Dennoch wird in dieser Phase der Handlung der erste Anschlag auf Alex Benedict und Chase Kolpath verübt.
DIE SUCHE ähnelt den Romanen der zweiten Future History des Autors, die sich aus GOTTES MASCHINEN (Bastei/Lübbe-SFTB 24208), DIE SANDUHR GOTTES (Bastei/Lübbe-SFTB 24231), SPUREN IM NICHTS (Bastei/Lübbe-SFTB 24291), CHINDI (Bastei/Lübbe-SFTB 24328) und OMEGA (Bastei/Lübbe-SFTB 24341) zusammensetzt. In ihnen war die Pilotin und spätere Einsatzleiterin Priscilla Hutchins den Geheimnissen außerirdischer Artefakte und Phänomen auf der Spur, wobei sich ein Puzzlestück genau in das nächste fügte und so letztendlich die Lösung ergab. DIE SUCHE funktioniert nach demselben Prinzip, ist also in handlungstechnischer Hinsicht ein Plagiat der Hutchins-Romane. Inhaltlich ist DIE SUCHE aber durchaus eigenständig, denn McDevitt kreiert ein neues kosmisches Rätsel.
Die Ermittlungen nach der SEEKER und dem Zufluchtsort der Kolonisten sind nicht nur logisch aufeinander aufgebaut, sondern weisen auch die eine oder die andere interessante Wendung auf, beispielsweise, als Kolpath nach Borkarat, einem Planeten der Ashiyyur, reist. Die Ashiyyur, auch die Stummen genannt, sind eine telepathisch begabte Spezies, gegen die Konföderation zeitweise Krieg führte – und die einzige intelligente, der die Menschen bislang begegneten.
Völlig überflüssig sind die Attentate, denen sich Alex Benedict und Chase Kolpath ausgesetzt sehen. Sie sind wohl nur der vermeintlichen Erwartungshaltung der Leser geschuldet. Zwar muss auch Priscilla Hutchins in den Endphasen „ihrer“ Romane gelegentlich ihr Leben retten (manchmal auf absurde Art und Weise), ebenso wies POLARIS einige Anschläge auf die Protagonisten auf (die noch einen gewissen Sinn hatten), aber die Täterin, die der Autor in DIE SUCHE präsentiert, ist ausgesprochen schwach motiviert, weil sie die Entdeckung der SEEKER im Grunde nicht verhindern will.
Hier zeigt sich ein bemerkenswerter Widerspruch: Zwar bedient sich McDevitt in DIE SUCHE erneut eines Standartthemas des Genres im allgemeinem und der Space Opera im speziellen. Doch seine Routine, seine Variations- und Ideenreichtum, die Konzentration auf einen Plot, den er, wie er in vielen anderen Romane bereits gezeigt hat, wunderbar darzustellen vermag, münden in ein völlig selbstständiges Werk – oder würden darin komplett münden, wenn er seinen Fähigkeiten vollständig vertraut und nicht vermeintlichen Genre- Konventionen nachgegeben hätte.

 

Vorherige RezensionAuswahl RezensionenNächste Rezension