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„Matter“,
2008, deutsche Erstausgabe, aus dem Englischen von Andreas Brandhorst,
Heyne TB 52800, ISBN 978-3-453-52500-9, 2008, 798 Seiten, 16,00
EUR.
Coverzeichnung: N. N.
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Mit
DIE SPHÄREN kehrt Iain Banks in sein KULTUR-Universum zurück.
Der zuvor veröffentlichte Roman des schottischen Autors, DER ALGEBRAIST
(Heyne TB 52201, 2006), war ein zyklusunabhängiger SF-Roman. Der
letzte KULTUR-Roman, BLICKE WINDWÄRTS (Heyne TB 6443, 2003), erschien
bereits vor fünf Jahren und hinterließ den Eindruck, dass Banks
die Möglichkeiten, die ihm das KULTUR-Universum bot, ausgelotet und
ausgereizt hatte. DER ALGEBRAIST überzeugte jedoch wegen der Parallelen
zum KULTUR-Universum und wegen des nicht durch den Inhalt gerechtfertigten
Umfangs nicht komplett. Freilich: DIE SPHÄREN sind nicht weniger
umfangreich ...
DIE SPHÄREN ist nach BEDENKE PHLEBAS (Heyne TB 4609 bzw. 8218, 1989
bzw. 2002), DAS SPIEL AZAD (Heyne TB 4693, 1990), EINSATZ DER WAFFEN (Heyne
TB 4903, 1992), EXZESSION (Heyne TB 6392, 2002), BLICKE WINDWÄRTS
und der Kurzgeschichtensammlung EIN GESCHENK DER KULTUR (Heyne TB 4904,
1992) der siebte KULTUR-Roman.
Der KULTUR-Zyklus ist in einer unbestimmten Zukunft angesiedelt. Die Kultur
wird aus Menschen und KIs gebildet, die technologisch so weit fortgeschritten
sind, dass sie nur ihrer Selbstverwirklichung nachgehen können, wenn
sie wollen. Jedoch fühlt sich die Kultur der auch Förderung
weniger fortgeschrittener Zivilisationen verpflichtet, wofür die
Kontakt-Sektion und in wiederum die „Besonderen Umstände“
zuständig sind. Die Kontakt-Methoden sind durchaus ambivalent, woraus
ein Großteil der Konflikte in den Romane resultiert. Wegen der souveränen
Beherrschung kosmischer Sujets und seines brillanten Stils lässt
sich Iain Banks als Erneuerer der Space Opera bezeichnen.
DIE SPHÄREN ist ein missverständlicher Titel, denn das Geschehen
des Romans konzentriert sich auf eine einzige Sphäre, und zwar auf
den Schalenplaneten Sursamen. Eine Schalenwelt hat einen Umfang von 45.000
Kilometern, weist sechzehn Ebenen auf, die verschiedenen Spezies Lebensraum
bieten (oder auch nicht) und ist etwa eine Milliarde Jahre alt. Ursprünglich
existierten etwa 4.000 Schalenwelten, die die Galaxis umgaben; bis auf
ca. 1.200 wurden sie zerstört. Sursamen wird von den Oct und den
Aultridia verwaltet, ohne jedoch in die Angelegenheiten der Bewohner der
diversen Ebenen einzugreifen; über ihnen stehen die Nariscene, die
wiederum von den Morthanveld beaufsichtigt werden, die der Kultur ebenbürtig
sind.
In der achten Ebene Sursamens wird der König der (menschlichen) Sarl,
Nerieth Hausk, im Krieg mit den Bewohnern der neunten Ebene, den Deldeyn,
verwundet und von seinem engsten Vertrauten Mertis tyl Loesp getötet.
Ferbin, der zweitälteste Sohn des Königs (der älteste fiel
bereits bei früheren Kampfhandlungen), beobachtet die Tat, flieht
mit seinem Diener und verlässt Sursamen, um Hilfe bei dem Mentor
seines Vaters zu suchen, der bei den Nariscene lebt. Der dritte Sohn des
Königs, Oramen, schöpft nur langsam Verdacht gegen tyl Loesp.
Erst in der neunten Ebene, in der er die Erforschung einer uralten Stadt
beaufsichtigt, die von dem gigantischen Wasserfall Hyeng-zhar freigespült
werden, stellt er sich gegen den Verräter. Zeitgleich trifft Djan
Seriy Anaplian, die Tochter des Sarl-Königs und inzwischen Agentin
der „Besonderen Umstände“, auf Sursamen ein.
Trotz des ungewöhnlichen Handlungsschauplatzes – das Konzept
des Schalenplaneten ist in der SF nicht neu, wurde jedoch wenig benutzt
– bietet der Roman in den ersten zwei Dritteln nicht mehr als den
Machtkampf zwischen einem Despoten und den Söhnen seines Vorgängers,
der zudem einseitig verläuft. Das muss einen Leser nicht interessieren,
der die bisherigen, spektakuläreren KULTUR-Romane kennt. Immerhin
wird in einem Kapitel andeutet, dass die Oct selbstsüchtige Pläne
verfolgen. Auch mit der Abreise Ferbins wird der begrenzte Rahmen Sursamens
verlassen; seine Schwester lebte bereits im Weltraum. Außerdem wird
der Wasserfall Hyeng-zhar vorgestellt, der eindrucksvollste Bestandteil
der achten und neunten Ebene Sursamens. Doch erst mit dem Fund von Artefakten
in der namenlosen Stadt erweitert sich die Perspektive und nimmt geradezu
kosmische Dimensionen an. Das Handlungstempo steigert sich drastisch,
und im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen steht das Überleben der
Schalenwelt Sursamen.
Diese Unausgewogenheit wirkt ausgesprochen störend. Banks hat mit
DIE SPHÄREN ein weiteres kosmisches Rätsel in den KULTUR-Zyklus
eingefügt (nach dem in EXZESSION, allerdings ohne vergleichbare Belanglosigkeiten),
dessen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft werden. Der Zweck der
Schalenwelten wird allenfalls angedeutet, aber nicht offenbart. (Manchmal
kann es sinnvoll sein, solche Geheimnisse nicht aufzudecken, um Enttäuschungen
zu vermeiden.) Auch sind neue Spezies aufgetreten, für die die Bühne,
die das KULTUR-Universum bietet, groß genug ist. Eine Kürzung
und Straffung, insbesondere in den ersten zwei Dritteln des Romans sowie
in den zahlreichen Beschreibungen und inneren Monologen, hätte DIE
SPHÄREN zum Positiven gereicht.
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