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Stephan Peters
ASCHERMITTWOCH
Originalausgabe
im Selbstverlag (www.peters-stephan.de), 2007, 184 Seiten, 10,00
EUR.
Coverzeichnung: Björn Ian Craig.
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Stephan
Peters hat einige Romane, Storysammlungen und Hörbücher im MG-Verlag
(ICH WILL DAS BLUT AUS DEINEM MUND RINNEN SEHEN ..., LOVECRAFTS GEHEIME
FÄLLE), im Virpriv-Verlag (TERRY, DER TEUFEL VON ARKHAM) sowie Kurzgeschichten
in diversen Anthologien veröffentlicht. ASCHERMITTWOCH verspricht
„Karnevalshasser und andere makabere Stories“ (Untertitel)
und eine „Mixtur aus Gruseligem, Kriminellen und garniert (...)
mit Humor.“ (Klappentext).
Nun, bereits die erste Story zeigt, dass das nur die halbe Wahrheit ist.
Sie ist Wunscherfüllung, wenn auch nur auf dem Papier. In „Good
Bye, Mr. President“ erlebt George Bush eine fatale Überraschung,
als er zur „Endlösung“ des Gefangenenlagers in Guantanamo
schreiten will. Andererseits zeigt darin auch ein gewisses Maß von
Ideenreichtum. „SMS – Stirb mit Schmerzen“ ist eine
Beziehungsstory mit kriminellen Einschlag. Der Protagonist heiratet eine
ältere Dame und betrügt sie später mit einer jüngeren
Frau. Seine Ehefrau rächt sich natürlich. Auch „Der Untergang
des Philosophie-Professors“ hat seinen Grund in einer Frau. Hier
fällt der Protagonist auf eine Betrügerin herein.
In den Briefwechseln „Mein lieber René“ und „Meine
liebe Stella“ zeigt der Autor, dass verwunschene Häuser auch
im beschaulichen Oldenburger Land stehen können. Das Haus sieht die
Bewohner erwartungsgemäß in seinen Bann. Daraus ergeben sich
konventionelle, für das Sub-Genré typische Handlungen. Der
Briefwechsel mutet für heutige Verhältnisse anachronistisch
an (als Austausch von E-Mails hätten die Geschichten auch funktioniert),
vor allem dann, wenn eine um ihren Partner besorgte Frau schreibt: „Wenn
ich in drei Tagen nichts von Dir höre, verständige ich die Polizei!“
(Seite 106).
In den übrigen zwei phantastischen Kurzgeschichten zeigt der Autor
mehr Esprit. „Dorothea“ ist sogar makaber: Einer der Protagonisten
gräbt seine tote Frau aus und drapiert den Leichnam über einen
Roboterkörper. In „Eine saubere Geschichte“ findet ein
Reisejournalist die perfekte Kleinstadt. Aber er muss am eigenen Körper
auch den Grund für die Perfektion erfahren. Die zwei besten Stories
in der Sammlung!
Bei so vielen persönlichen Katastrophen der diversen Protagonisten
überrascht es, in ASCHERMITTWOCH auch Stories vorzufinden, die –
als eine Art von Kompensation?! – das Harmoniebedürfnis des
Autoren befriedigen. In „Meine Nächte in El Paso“ vermag
es ein Steuerfahnder nicht, die Existenz eines gutbürgerlichen Gasthausbesitzers
zu zerstören. „Minty geht fremd“ schildert eine Beziehungskrise,
die wieder in das Lot gerät (und die Protagonistin hat natürlich
nicht mit einem anderen Mann geschlafen). „Wie es sehr kompliziert
ist, nach Köln zu kommen“ ist eine Hommage an einen kleinen
Ort namens G. vor den Toren jener Großstadt. In der längsten
Story des Bandes, „Heiligabend mit Cher“, erfüllt sich
der Autor vielleicht selbst einen Wunsch (und renkt nebenbei seine Beziehungsprobleme
ein).
Ein Handlungselement in fast jeder Kurzgeschichte sind diverse Zufälle.
So ist es durchaus überzeugend, dass in „SMS – Stirb
mit Schmerzen“ die Frau des Protagonisten durch eine fehlgeleitete
SMS von seiner Affäre erfährt. Oder das in „Der goldene
Teppich“ ein Berufskiller unwissenderweise jenen Zeugen tötet,
der seinen Vater vor der Exekution bewahren könnte (auch wenn nicht
nicht nötig gewesen wäre, dass der Ermordete auf diese Art und
Weise Selbstmord begehen will). Dagegen wird in „Cool Jazz“
nicht angedeutet, dass sich die ermittelnde Polizistin am Ende als der
gesuchte Mörder entpuppt.
Dagegen sind „Die Ziegen der Donna Mara“, in denen u. a. von
jenen Tiere die Rede ist, die mit Bewegungsmeldern versehene Minihandgranaten
verschluckt haben, satirisch zu betrachten. Die letzte Kurzgeschichte,
die den Band ihren Namen gab, ist etwas blutig, aber nicht makaber, und
mutet an, als wäre sie von einem Autor verfasst worden, der den Karneval
nicht hasst, sondern – fürchtet.
Stephans Peters zeigt in ASCHERMITTWOCH viele Facetten seines Repertoires,
mehr, als die Aufmachung des Buches erwarten lässt. Er hat erkennbar
Spaß am Fabulieren, der sich auch durchaus auf den Leser überträgt,
opfert dem aber gelegentlich die Plausibilität und die Originalität
seiner Kurzgeschichten.
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