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Frank Roger
ALLEIN
GEGEN DAS UNIVERSUM
Originalauswahl,
aus dem Englischen von Berit Neumann und Wilko Müller jr.,
Edition SOLAR-X/Projekte Verlag Cornelius GmbH, 2007, 254 Seiten,
13,50 EUR.
Coverzeichnung: Mario Franke.
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ALLEIN
GEGEN DAS UNIVERSUM enthält Kurzgeschichten des belgischen, aber
in Englisch schreibenden Autors Frank Roger. Die Stories entstanden zwischen
zwischen 1992 und 2006, einige von ihnen erschienen bereits in dem Fanzine
SOLAR-X. Auch in anderer Hinsicht ist erkennbar, aus welcher Herausgeber-Schmiede
ALLEIN GEGEN DAS UNIVERSUM stammt: Der Satz ist eng, dadurch enthält
das Buch aber immerhin fast vierzig Kurzgeschichten.
Frank Roger zeigt sich in seinen Kurzgeschichten als ironischer und satirischer
Chronist der nahen Zukunft. Es sind überspitzte Extrapolationen alltäglicher
Ereignisse und Begebenheiten, die zu den klassischen, im Genre aber etwas
in Vergessenheit geratenen Themen der Science Fiction gehören. In
„Brennpunkte: Warum können Touristen nicht ihren Willen haben?“
wird der Wettlauf von Urlaubern um Liegen u. a. zu einem blutigen Kampf.
„Crashcourse – Die Gewinner der jährlichen Autocrash-Preise“
beschreibt die Verleihung von Auszeichnungen für die spektakulärsten
Verkehrsunfälle. Das Sponsoring durch große Konzerne erreicht
in „Der acht Uhr Krieg“ auch die US-amerikanische Armee. „Richard
und der Ausgang“ bietet eine Lösung für die „Rentnerschwemme“
an.
Auch Entwicklungen in der Kunst verfolgt der Autor aufmerksam und greift
sie auf. In „Eine lebende Legende verabschiedet sich“ ist
Jim Hendrix noch am Leben und bereitet seinen Abgang vor, der ihn unvergessen
machen wird – ob seine Zuhörer wollen oder nicht. „Kirks
Dschihad“ thematisiert die Ambitionen des STAR TREK-Darstellers
und in „Countdown zu Hitchcock“ werden nicht nur moderne Filme,
sondern auch Klassiker zum Opfer von Sponsoring.
Das Highlight des Bandes ist „Der Katalog der zerbrochene Träume“,
in dem diverse kulturelle Artefakte auch mit politischen Bezügen
angeboten werden. Diese Kurzgeschichte ist die fantasievollste, ideenreichste
und die einzige in ALLEIN GEGEN DAS UNIVERSUM, die die politischen und
künstlerischen Zukunftsperspektiven des Autors miteinander verbindet.
Das Repertoire des Autors umfasst darüber hinaus ein weiteres klassisches
Thema der Science Fiction im speziellen und der Phantastik im allgemeinen,
nämlich den Einbruch des Ungewöhnlichen oder auch das Unerklärlichen
in die Realität. „Der Tag, an dem sie zurückkamen“
beschreibt das Wiedererscheinen ausgestorbener Tiere und, später
– Menschenrassen. „Nicht mehr zu helfen“ ist einem Zeitreisenden,
die sich wegen des unterschiedlichen Verlaufs der Chronologie nicht mit
dem Protagonisten verständigen kann. „Omegalpha“ erinnert
an den (älteren) Roman COUNTER-CLOCK WORLD von Philip K. Dick. In
beiden Texten ist der Zeitablauf rückwärts gewandt, Frank Rogers
Kurzgeschichte ist, was den Handlungsablauf angeht, allerdings konsequenter.
Stimmungsvoll sind die phantastischen Stories. „Allein gegen das
Universums“ zu stehen, so wird sich sicherlich jeder Leser schon
einmal geführt haben. Für den Protagonisten wird es jedoch zur
Realität. Zunächst machen ihm nur seine Mitarbeiter Schwierigkeiten,
dann das Universums selbst (auch wenn es den Anschein hat, als würde
es aufzuhören zu existieren). Der „Hautdrache“ ist eine
Tätowierung, die ihren Träger verschlingt, und wer sich in „Eine
Stadt namens Vergessen“ verirrt, darf sich nicht wundern, wenn er
ebenfalls aus der Welt getilgt wird.
Frank Roger zeigt in ALLEIN GEGEN DAS UNIVERSUM einen ungewöhnlichen
Ideenreichtum. Auch bekannte Plots vermag er gelungen zu variieren und
seinen Themen neue Aspekte abzugewinnen. Das ist mehr als das, was man
zu vielen Arbeiten seiner weitaus populäreren Kollegen sagen kann,
die oftmals nur altbekannte Plots auswalzen. In Zeiten der Marktkonformität
der etablierten Verlage und Autoren ist es der Edition SOLAR-X und dem
Projekte Verlag Cornelius GmbH besonders zu danken, dass sie die Kurzgeschichten
Frank Rogers dem interessierten Publikum zugänglich gemacht haben.
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