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Peter Straub
HAUS
DER BLINDEN FENSTER
„Lost
Boy Lost Girl“, 2003, deutsche Erstausgabe, aus dem Amerikanischen
von Uschi Gnade, Heyne Paperback 43000, 2004, 379 Seiten, 12,00
EUR.
Coverzeichnung: Hauptmann und Kampa Werbeagentur.
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Die
Ähnlichkeit des Titels des neuen Romans von Peter Straub mit dem
seiner kürzlich erschienenen Kooperation mit Stephen King –
DAS SCHWARZE HAUS (Rezension im FANDOM OBSERVER 179) – ist zufällig
bzw. geht auf eine Entscheidung des Verlags zurück. HAUS DER BLINDEN
FENSTER ist zwar nicht unzutreffend, der Originaltitel LOST BOY LOST GIRL
allerdings poetischer, wäre in dieser Prägnanz zugegebenermaßen
nicht in das Deutsche zu übersetzen gewesen. (Aber: Wäre eine
Übersetzung dieses Titels unbedingt erforderlich gewesen...?!)
HAUS DER BLINDEN FENSTER bietet ein Wiedersehen mit Tim Underhill, einem
der Protagonisten aus Straubs früheren Roman KOKO (u. a. Heyne 41/4),
Vietnamveteran und erfolgreicher Schriftsteller. Underhill reist nach
Millhaven, der Stadt, in der er aufwuchs, um dort an der Beerdigung seiner
Schwägerin teilzunehmen, die Selbstmord beging. Einige Tage später
kehrt er nach Millhaven zurück, um das Verschwinden seines Neffen
Marks aufzuklären, der von einem Haus in Nachbarschaft eigentümlich
fasziniert war. Ist er dem Sherman Park-Killer zum Opfer gefallen, der
bereits zwei Jugendliche getötet hat, oder hat er den Weg in eine
gänzlich andere Welt gefunden...?!
HAUS DER BLINDEN FENSTER ist eine Mischung aus einem Krimi und einem Horrorroman
(oder zumindest einem Roman mit gewissen phantastischen Elementen), der
für Straub typisch ist; ungewöhnlich ist allerdings der geringe
Umfang, der sich nicht nur aus dem Roman selbst, sondern auch aus dem
großzügigen Satz ergibt. Stilistisch befindet sich der Roman
wie von Straub gewohnt auf einem hohen Niveau, wegen des geringen Umfangs
gelingt es dem Autor nicht, eine dichte Atmosphäre aufzubauen, die
für seine übrigen Romane, die 500 bis 600 Seiten umfassen, charakteristisch
ist. Inhaltlich betritt er mit der Lüftung der Geheimnisse eines
früheren Mörders und mit der Suche nach dem heutigen außerdem
kein Neuland.
Es überrascht immerhin, daß Straub trotz des geringen Umfangs
eine Reihe von gelungenen Zeitebenen- und Perspektivwechsel in den Roman
einbauen konnte, was sich sicherlich aus der Erfahrung des Autors ergibt.
Isoliert betrachtet ist HAUS DER BLINDEN FENSTER wegen der eingesetzten
Routine des Autors auch kein schlechtes Buch, dessen Kompaktheit ein Vorzug
sein mag. Für die Kenner der übrigen Werke Straubs ist der Band
aber nicht mehr als ein für den Autor typischer Roman, der auf den
schnellen Vorlauf geschaltet – geschrieben – wurde.
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