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Jasper Fforde
ES
IST WAS FAUL
„Something
Rotten“, 2004, deutsche Erstausgabe, aus dem Englischen
von Joachim Stern, dtv Paperback 24568, 2006, 436 Seiten, 15,00
EUR.
Coverzeichnung: N. N.
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In
ES IST WAS FAUL kehrt Thursday Next von der Buchwelt in die reale zurück
Die Buchwelt, die in dem vorangegangenen Band IM BRUNNEN DER MANUSKRIPTE
(dtv Paperback 24464) vorgestellt wurde, besteht im wesentlichen aus der
Großen Bibliothek, die sämtliche jemals gedruckten Bücher
enthält. Thursday Next wurde zur Leiterin der Jurisfiktion gemacht,
die über die Integrität der Romane wacht. Eine ähnliche
Funktion, die sie bereits in DER FALL JANE EYRE (dtv Paperback 24379)
und IN EINEM ANDEREN BUCH (dtv Paperback 24430) ausübte, dort allerdings
in der realen Welt und als Agentin von SpecOps 27, die ebenfalls Manipulationen
an den Manuskripten verhindern soll – allerdings durch reale Menschen,
nicht durch Romanfiguren.
Die reale Welt ist freilich eine Parallelwelt: England ist Republik, hat
gerade erst den Krimkrieg beendet, steht kurz vor der Machtübernahme
durch den nationalistischen Politiker Yorrrik Kaine und des hinter ihm
stehenden Goliath-Konzerns, mit denen sich Thursday Next bereits in den
vorherigen Romanen auseinandersetzen musste. Und natürlich sind die
Grenzen zwischen der realen und der literarischen Welt für sie jederzeit
überschreitbar.
Fforde vergrößert in ES IST WAS FAUL (im Vergleich zu den vorangegangenen
Romanen) seine Bühne erheblich. Er spult eine flotte, dichte und
detailreiche Handlung ab, in der der Goliath-Konzern zur Religionsgemeinschaft
mutieren will, in der Thursdays genichteter (d. h. durch Zeitmanipulation
beseitigter) Ehemann zurückkehrt, Thursday den englischen Präsidenten
aus dem Reich des Todes zurückholt, mehrere Mordanschläge überlebt,
sich um Babysitter (für ihren zweijährigen Sohn) und um ihr
hoffnungslos überzogenes Konto kümmern muss, in der ein vermeintlicher
Heiliger erscheint, ein Krocketmatch zwischen zwei Regionalmannschaften
über die Zukunft Englands und der Welt entscheidet usw. usf. Dass
die Buchwelt ständig nach Thursdays Rat verlangt, wobei sie u. a.
HAMLET retten muss, sei nur der Vollständigkeit halber vermerkt.
Hatte IM BRUNNEN DER MANUSKRIPTE teilweise den Eindruck hinterlassen,
als hätte sich das wohl einmalige Konzept des Autors nach drei Romanen
bereits abgenutzt (der Plot, das „Betriebssysteme“ erst die
Lektüre von Büchern ermöglichen, wirkt nun einmal ausgesprochen
unpassend), so hat er in ES IST WAS FAUL wieder zu der Stärke der
ersten Bände zurückgefunden. Auch ES IST WAS FAUL ist gespickt
mit Ideenreichtum, absurder Situationskomik, amüsanten Dialogen,
ungewöhnlichen Figuren, ausgefallenen Sujets und literarischen Anspielungen.
Von den konventionellen Handlungsverläufen, die noch in den ersten
drei Romanen auffielen, konnte sich Fforde in ES IST WAS FAUL lösen.
Eine Diskrepanz zu seinen außergewöhnlichen Ideen ist nicht
mehr spürbar. Darüber, dass die Ursache für den endgültigen
Fall des Goliath-Konzerns als Idee nicht mehr taufrisch ist, lässt
sich hinwegsehen (nein, das Krocketmatch ist nicht gemeint).
Bedauerlich ist, dass der Verlag die in der Diktion des Romans gehaltenen
Illustrationen am Ende des Romans, nach dem Inhaltsverzeichnis platzierte,
wo sie übersehen werden können (genau wie bereits in IM BRUNNEN
DER MANUSKRIPTE).
ES IST WAS FAUL beendet die offenen Nebenhandlungen aus den ersten drei
Romanen, und das auf eine gelungene und würdige Art und Weise. Weitere
Romane mit der Jurisfiktion- und SpecOps 27-Agentin würden danach
keinen Sinn mehr machen. ES IST WAS FAUL ist nicht nur der beste Roman
der witzigen und ungewöhnlichen Thursday Next-Reihe, sondern auch
ihr höchst zufrieden stellender Abschluss.
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