In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre schrieb der englische Autor Brian M. Stableford (1948) einen sechsbändigen Space Opera-Zyklus, der in diesem Subgenre der Science Fiction eine Sonderstellung einnimmt. Der DÄDALUS-Zyklus umfaßt die Romane PARADIES DES UNTERGANGS, SCHMETTERLINGE IM PARADIES, DIE DRITTE LANDUNG, DER SONNENSTAAT, DAS MACHTGLEICHGEWICHT und DAS PARADOX DER FREMDEN WESEN, die bereits wenige Jahre nach ihrer Entstehung vom Goldmann Verlag in Deutschland publiziert wurden.
Die Ausgangssituation des Zyklus mutet zunächst wenig spektakulär an: Die Erde hat ihre Kolonien im Weltraum für ein bis zwei Jahrhunderte (gerechnet vom Zeitpunkt der jeweiligen Kolonisierung) sich selbst überlassen, aber bis zum Beginn der Handlung den Willen und die Mittel gefunden, ein Raumschiff, und zwar die DÄDALUS, auszurüsten und zu den Kolonien hinauszuschicken, um ihnen die einzige Art von Hilfe anzubieten, die sich über ein einziges Raumschiff mit einer siebenköpfigen Besatzung vermitteln läßt.
"Wenn ein im Gleichgewicht befindliches Lebenssystem von einem anderen besetzt wird, muß es zu ökologischen Auswirkungen kommen, sowohl kurz- wie langfristiger Art. (...) Und sie (die Kolonien) werden in einem ständigen Kampf mit dem fremden Lebenssystem liegen: einem Kampf, der selbst zu einer eigenen Lebensweise geworden ist. Die Aufgabe der DÄDALUS besteht darin, den Kolonien diesen Kampf gewinnen zu helfen. Sie ist ein fliegendes Laboratorium, ausgerüstet für die speziellen Aufgaben genetischer Analyse und genetischer Manipulation. Sie ist dazu da, die Antagonismen beheben zu helfen, die sich unausweichlich zwischen den Lebenssystem entwickeln." (
PARADIES DES UNTERGANGS, Seite 9), umreißt der Biologe Alexis Alexander die Mission der DÄDALUS.
Das ist freilich nur die halbe Wahrheit, denn hinter dem Flug der DÄDALUS stehen auch handfeste politische Interessen, nämlich die Entscheidung über die Wiederaufnahme des Weltraum- und Kolonisierungsprogramms durch die UNO. Das ist ein umstrittener Plan. Alexanders Sohn Peter, ein Neo-Christ, wendet ein: "Du und Deine Mission, ihr wirkt draußen im Weltraum vielleicht Wunder. Aber wie viele Menschenleben könnte dasselbe Geld hier an Ort und Stelle retten?" (PARADIES DES UNTERGANGS, Seite 12).
Stableford konfrontiert Alexis Alexander mit einem weiteren, andersgearteten Antagonisten. Alexander wird die alleinige Leitung der DÄDALUS-Mission entzogen und der Sozialwissenschaftler Nathan Patrick zur Seite gestellt. Das hat zwar sachliche Gründe ("Es müssen grundlegendere Fragen gestellt werden. Eine der wichtigsten davon ist: Werden Erfolg oder Scheitern irgendeiner Kolonie auf einer fremden Welt in erster Linie durch biologische oder gesellschaftliche Faktoren bestimmt?" [PARADIES DES UNTERGANGS, Seite 19]), anderseits soll Patrick auf den Kolonien auch als Diplomat fungieren. Der Idealist gegen den Pragmatiker. In diesem Zusammenhang ist interessant, daß biographischen Angaben zufolge Stableford Biologie und Soziologie studierte.
Neben Alexis Alexander, aus dessen Sicht die Romane erzählt werden, und Nathan Patrick gehören der Kapitän Pete Rolving, die Co-Pilotin Karen Karelia, die Biologen Linda Beck und Conrad Silvian sowie Mariel Valory zur DÄDALUS-Besatzung. Mariel ist eine Empathin; sie vermag Motive, Stimmungen und Gefühle zu erfassen. Sie soll nicht zur Hilfestellung bei diplomatischen Verhandlungen leisten, sondern auf drei der sechs Koloniewelten auch die Kontaktaufnahme mit den dort beheimateten intelligenten Lebensformen ermöglichen.
Die ersten drei Romane des DÄDALUS-Zyklus, PARADIES DES UNTERGANGS, SCHMETTERLINGE IM PARADIES und DIE DRITTE LANDUNG, lassen sich als ökologische SF-Krimis charakterisieren. Alexis Alexander steht vor der Aufgabe, festzustellen, welche Wechselwirkungen mit den einheimischen Lebensformen die Kolonisten auf den Planeten Floria, Dendra und Poseidon bedrohen und sie in einem Fall bereits haben scheitern lassen (nach den Maßstäben der UNO).
Floria ist das PARADIES DES UNTERGANGS, erscheint zunächst aber als höchst erfolgreiche Kolonie. Die Kolonie befindet sich kurz vor dem Beginn der industriellen Phase. Die eingeführten Nutztiere und die Nachkommen der ersten Kolonisten sind zu Riesen geworden; keiner der Kolonisten mißt weniger als zwei Meter. Alexander erkennt, daß genau diese Entwicklung die Bedrohung der Kolonie ist. Floria verfügt über eine reiche, wachstumsfreudige Pflanzenwelt, aber nur über wenige, formlose, im Schlamm lebende Tiere. Die Kolonisten wurden zwangsläufig in dieses Lebenssystem einbezogen: Zunächst wurden sie zu Riesen - und in naher Zukunft...
Aber nicht nur aus diesem Grund markiert der Besuch der DÄDALUS einen Wendepunkt in der Geschichte Florias. Die DÄDALUS-Besatzung vermag nicht zu verhindern, in die politischen Auseinandersetzungen innerhalb der Kolonie verwickelt zu werden. Auf der einen Seite stehen die Planer, die darüber entscheiden, welche Teile des von der Erde mitgebrachten Wissens der übrigen Bevölkerung zugänglich gemacht werden sollen, auf der anderen Seite einige Verwalter, die die Macht der Planer brechen wollen. Der DÄDALUS-Besatzung begegnet zudem ein großes Maß von Mißtrauen: "Die ersten Kolonistenschiffe waren hier vor hundertachtzig Jahren angekommen (...). Seitdem hatte Floria kein einziges Stellarschiff mehr gesehen. Und jetzt... erneuter Kontakt. Vom ihrem Standpunkt aus bedeutete das vor allem eins. Mehr Kolonisten. Sie sahen uns als Vorhut einer Invasion." (PARADIES DES UNTERGANGS, Seite 66).
Auf Dendra ist die Katastrophe bereits eingetreten, als die DÄDALUS eintrifft. An dem Landeplatz der Kolonistenschiffe findet die DÄDALUS-Besatzung nur etwa 80 Menschen vor, die in Hütten leben, sich von dem ernähren, was ihnen die verwilderten Felder bieten und mit denen eine Kommunikation nicht möglich ist. Die ursprüngliche Kolonie ist außerdem von einem Wall umgeben, der den Wald, der den gesamten Planeten bedeckt, fernhalten soll - oder die Kolonisten vom Wald.
Alexander vermutet, daß weitere Nachkommen der Kolonisten noch am Leben sind und unternimmt mit Karen Karelia und Mariel Valory eine Expedition in den Wald. Er findet sie auch: Sie haben ihre Herkunft völlig vergessen und leben als Jäger im Wald. Sie haben sich verändert. Alexander stößt auch auf die dafür verantwortlichen SCHMETTERLINGE IM PARADIES: Wenn sie sich in riesigen Schwärmen vereinigen, sondern sie Hormone ab, die verheerende Auswirkungen auf die Menschen haben: "Sie zerstört kein Gewebe, sie ist kein Gift, physiologisch gesehen. Aber was sie zerstört, ist die Organisation der Aktivität innerhalb des Gewebes - sie zerreißt buchstäblich das Gehirn." (SCHMETTERLINGE IM PARADIES, Seite 127).
Obwohl auf Dendra eine organisierte menschliche Gesellschaft nicht mehr existiert, ist der politische Aspekt der DÄDALUS-Mission auf diesem Planeten gewichtiger als zuvor. Denn nach den Maßstäben der UNO ist der Kolonisierungsversuch auf Dendra fehlgeschlagen. Aber Nathan Patrick offeriert eine Lösung: "Es gibt nur eine Möglichkeit, die Schuld abzuladen. Wir müssen die Angehörigen des Vermessungsteams zu Sündenböcken machen." (SCHMETTERLINGE IM PARADIES, Seite 155). Alexander muß sie akzeptieren, will er den Erfolg der DÄDALUS-Mission nicht gefährden.
Auf Poseidon findet die DÄDALUS wieder eine funktionierende Kolonie vor - DIE DRITTE LANDUNG. Wirtschaftlich und ökologisch erscheint die Kolonie gesund, aber nicht politisch, denn sie wird von den Nachfahren des ersten Kolonieverwalters Wildeblood diktatorisch regiert. Wildeblood hat die Kolonie so sehr geprägt, daß auch der Planet nach ihm benannt wurde.
Der Kontakt mit einem Oppositionellen bringt Alexander dazu, auch die wirtschaftliche und ökologische Gesundheit der Kolonie in Frage zu stellen. Die hohe Arbeitsleistung und der politische Opportunismus der Kolonisten wird durch eine Droge sichergestellt, die gewisse Nebenwirkungen aufweist: "Kürzere Lebenserwartung - der Körper wird früher verschlissen. Auf Wildeblood gibt es kein hohes, reifes Alter. Dann die Dämpfung der Aggressivität, die Minderung der Intelligenz." (DIE DRITTE LANDUNG, Seite 75). Gleichzeitig studieren Linda Beck, Conrad Silvian und Mariel Valory die Salamänner, die Landversion der intelligenten Spezies auf Wildeblood, deren zweite Version als Amphibien, Walis genannt, in den Meeren lebt. Sie scheinen von den Kolonisten völlig ignoriert zu werden.
Mit Hilfe einer verschlüsselten Botschaft des legendären Wildeblood, der als Biologe die kritische ökologische Situation voraussah, erfährt Alexander die Wahrheit: Die Droge wird aus dem Laich der Walis gewonnen, was nicht nur deren Existenz gefährdet, sondern auch die Nahrungsketten der Meeresbewohner unterbricht, die bislang von dem Laich lebten. Das politische System Wildebloods wird, da die Droge in Zukunft nicht mehr zur Verfügung steht, zerbrechen.
In dem vierten Roman des DÄDALUS-Zyklus, DER SONNENSTAAT, hat Alexis Alexander zwar auch ein biologisches Rätsel zu lösen, bevor zum Verständnis der menschlichen Kolonie auf Arkadia gelangt, jedoch wird der Band von einem gänzlich anderen, gewichtigeren Aspekt beherrscht.
Arkadia gleicht in keiner Weise den zuvor von der DÄDALUS besuchten Kolonien. Aus dem Orbit erkennt die DÄDALUS eine kreisrunde, aus sieben Mauerringen zusammengesetzte Stadt nach dem Entwurf Campanellas (Verfasser der Utopie DER SONNENSTAAT). Nach der Landung stellt die DÄDALUS-Besatzung mit Bestürzung fest, daß die Bewohner von einem Parasiten befallen sind, der sie offenbar beherrscht: "Ich dachte, daß, wenn die Parasiten alle Arten von Wirtszellen nachzuahmen vermochten, das auch für Gehirnzellen gelten mochte. Und ich fragte mich nur, was von einem Parasiten zu erwarten war, der sich in die Kopie eines denkenden menschlichen Gehirns verwandeln konnte." (DER SONNENSTAAT, Seite 34). Es ist eine Gemeinschaft entstanden, die sich das Selbst nennt.
Nur durch einen Zufall erkennt Alexander den wahren Charakter der vermeintlichen Parasiten: "Die gesamte Biomasse der schwarzen Dendriten funktionierte als einzige gigantische Wesenheit - nicht so sehr ein Pseudo- wie ein Superorganismus. (...) Die Parasitenzellen verschmolzen miteinander - und ihre Gehirne würden buchstäblich und körperlich durch eine Vielzahl von Strängen nachgebildeten Nervengewebes verbunden sein." (DER SONNENSTAAT, Seite 86).
Diese Erkenntnis verändert das Verhältnis zwischen dem Selbst und der DÄDALUS-Besatzung radikal - sie sehen sich gegenseitig in ihrer Existenz droht. "In ein paar Jahrhunderten könnte das Selbst eigene Sternenschiffe bauen. (...) Es könnte eine DÄDALUS-Mission zur Erde zurückschicken, um uns Hilfe anzubieten. Sie wissen, wie diese Hilfe aussähe. Einberufung in das Selbst." (DER SONNENSTAAT, Seite 100) analysiert Nathan Patrick. Das Selbst legt seinen folgenden Aktion diese Einschätzung zugrunde: "Es bestand die Möglichkeit, daß ihr nie mehr herausgekommen wärt - daß ihr im Schiff bleiben wolltet, um an einem Mittel zu arbeiten, den sogenannten Parasiten zu vernichten." (DER SONNENSTAAT, Seite 132).
Es ist nicht die DÄDALUS-Besatzung, die einen Ausweg aus diesem Dilemma findet, sondern das Selbst ergreift die Initiative, lockt Alexander und Karen Karelia in einen Hinterhalt und entführt sie. Nachdem sie die Freiheit wieder erlangten ist Alexander eines klar: "Sie können nicht vorhersagen, was sie 50 Jahren tun werden, weil sie nicht wissen, was sie in 50 Jahren sein werden." (DER SONNENSTAAT, Seite 148). Und damit auch nicht, ob sie die Erde erobern werden... Um aber vor der Vernichtung völlig sicher zu sein, erkauft sich das Selbst sein Überleben mit seinen speziellen biologischen (pharmazeutischen) Produkten.
Der fünfte Roman des DÄDALUS-Zyklus, DAS MACHTGLEICHGEWICHT, ist weniger spektakulär. Stableford kehrt darin aber auch nicht zu dem Muster zurück, das den ersten Romane des Zyklus zugrunde liegt. Ein gravierendes biologischen Problem ist in dem Band nicht zu lösen. Die menschliche Kolonie auf dem Planeten Attica ist zwar nicht sehr erfolgreich; sie produziert lediglich das, was sie zum Leben benötigt, steht aber nicht vor (für sie) existenzbedrohenden ökologischen Problemen.
Der Planet ist vielmehr wegen seiner beiden Kontinente bemerkenswert: Auf Lambda wurde die menschliche Kolonie errichtet, auf Delta leben die intelligenten Ureinwohner, die Or'el. Die wenigen Versuche der Kolonisten, den dazwischenliegenden Ozean zu überqueren, gelten als gescheitert. Um die Or'el zu erforschen, wagt Alexander mit Mariel Valory auf einem Kolonistenschiff die Überfahrt. Sie gelangen in das Reich der Or'el, das diese mit der Hilfe eines früheren Ozeanüberquerers, Bernhard Verheyden, und seiner Kinder errichtet haben.
Die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, sind politischer Natur: "Auf Atticas beiden Kontinenten werden zwei Nationen wachsen. Sie werden wenig gemein haben... (...) Zu irgendeinem Zeitpunkt in der Zukunft (...) wird innerer Druck die eine oder die andere veranlassen, ihren Blick nach außen zu richten. (...) Zwischen diesen beiden Nationen wird es Krieg geben." (DAS MACHTGLEICHGEWICHT, Seite 127). Doch der unvermittelte Ausbruch einer Seuche im Reich der Or'el bietet Gelegenheit für eine Annäherung.
Der sechste und letzte Roman des DÄDALUS-Zyklus, DAS PARADOX DER FREMDEN WESEN, birgt ähnlich wie DER SONNENSTAAT eine Überraschung für die DÄDALUS-Besatzung, eine neue Situation und einen sich daraus ergebenden gelungenen Abschluß des Zyklus. Die Kolonie auf Geb zeigt sich als unerwarteter Erfolg. Industrie, Landwirtschaft und Bevölkerungsdichte haben ein Niveau erreicht, auf das die Kolonie nur mit ihren Hilfsmitteln nicht gelangen konnte.
Geb ist der dritte Planet mit intelligenten Ureinwohnern, den Sets. Sie haben nur wenige eigene Interessen, ihr Lebensinhalt scheint vielmehr darin zu bestehen, den Menschen nützlich zu sein. Aufgrund bestimmter Indizien entwickelt Alexander die Theorie, das die Sets sich nicht auf Geb entwickelt haben, sondern Androiden sind, die von einer raumfahrenden Spezies auf Geb zurückgelassen wurden, was die Existenz der Kolonie berührt: "Und vor allem handelt es sich um eine Sache von einiger Wichtigkeit für die Kolonie: zu wissen, ob sie irgendwann in der Zukunft mit dem Besuch einer fremden Rasse rechnen muß, deren Besitz ausgeborgt ist, und die mit weit überlegenen Fähigkeiten aufwarten kann." (DAS PARADOX DER FREMDEN WESEN, Seite 89).
Zusammen mit dem einheimischen Biologen Johann Gley, der dieselbe Theorie vertritt, begibt sich Alexis Alexander auf die Suche nach Beweisen und in das Höhlensystem unter der vermeintlichen Absturzstelle des Raumschiffs der Set-Schöpfer. Es ist ein lebensgefährlicher Abstieg, den Gley nicht überlebt, aber den erhofften Beweis erbringt. Und der ist dermaßen simpel, daß er gleichermaßen absurd wie genial erscheint - ein mehrere tausend Jahre alter nichtmenschlicher Schädel mit Kunstharzfüllungen in den Backenzähnen...!
Mit DAS PARADOX DER FREMDEN WESEN schließt sich der Kreis. Alexander ist überzeugt davon, daß die Entdeckung der Schöpfer der Sets den Ausschlag für eine Wiederaufnahme des Weltraumprogramms geben wird, doch Linda Beck hält ihm entgegen: "Der wahre Kampf geht nicht darum, ob wir das Weltraumprogramm wieder einführen, Alex, sondern darum, wer darüber zu bestimmen hat. Der wahre Kampf geht um die Macht. Macht über die Raumschiffe, Macht über die Kolonien." ( DAS PARADOX DER FREMDEN WESEN, Seite 143.).
Die erfolgreiche Mission der DÄDALUS versöhnt Alexander (nach der Rückkehr auf die Erde) auch nicht mit seinem Sohn, dessen Position zu einem neuen Weltraumprogramm unverändert ist. Aber Alexander wird mit Karen Karelia, Mariel Valory und einer neuen Besatzung wieder in den Weltraum hinausfliegen - und mit einem neuen Raumschiff.
Der DÄDALUS-Zyklus zeichnet sich in der Space Opera durch sein großes Maß an Plausibilität aus. Die DÄDALUS-Mission findet im Spannungsfeld politischer Interessen statt, die nicht wie viele andere Handlungsmuster der Space Opera höchst unmotiviert erscheinen. Es ist nur konsequent, daß die menschlichen Kolonien vornehmlich Probleme mit der Umwelt ihrer neuen Heimat und nicht etwa mit feindlich gesinnten Aliens haben. Daß die ökologischen Probleme, die das Kolonisierungsprogramm der UNO auf den ausgewählten Planeten geschaffen hat, im Mittelpunkt der Handlung stehen, ist das Ungewöhnliche und Bemerkenswerte des DÄDALUS-Zyklus.
Stablefords Planetenmodelle werden in den Romanen detaillierter und ausführlicher dargestellt als wiederzugeben hier möglich ist. Da es sich bei der Wissenschaft, die die DÄDALUS zur Lösung der ökologischen Probleme auf den Kolonieplaneten verwendet, nicht um eine Erfundene handelt, sie auch nicht erkennbar "weiterentwickelt" wurde, sind Stablefords Konstruktionen und Spekulationen in sich schlüssig und überzeugend.
Theoretisierend ist der DÄDALUS-Zyklus dabei keineswegs. Er bietet genügend kurzweilige Handlung: In PARADIES DES UNTERGANGS beispielsweise Alexanders mehrfache Entführung durch die diversen Interessensgruppen, in SCHMETTERLINGE IM PARADIES die Expedition in Dendras Wald, bei der er schwer verwundet wird, in DIE DRITTE LANDUNG seine konspirativen Aktionen gegen die Machthaber Wildebloods, in DER SONNENSTAAT seine Entführung durch das Selbst, in DAS MACHTGLEICHGEWICHT die Ozeanüberquerung, in DAS PARADOX DER FREMDEN WESEN der Abstieg in das Höhlensystem und vieles mehr.
Erheiternd ist der trockene Humor Alexanders. Und vielleicht ist auch der Beweis für die Existenz der Schöpfer der Sets in DAS PARADOX DER FREMDEN WESEN keine schlechte Idee, sondern schlicht und einfach ein Scherz...
In DER SONNENSTAAT spricht Stableford einen Aspekt an, der für gesamte Space Opera relevant ist, nämlich ob nichtmenschliche Wesen an menschlichen Maßstäben gemessen werden können. Darf das Fremde vernichtet werden - und sei es nur auf dem Papier -, weil es fremd ist? Dieses Themas und seine gelungenen Darstellung macht DER SONNENSTAAT zu dem besten Roman des DÄDALUS-Zyklus. Er wird gefolgt von dem schwächsten, von DAS MACHTGLEICHGEWICHT Die Probleme Atticas sind politischer, nicht ökologischer Natur  und damit weniger reizvoll. PARADIES DES UNTERGANGS, SCHMETTERLINGE IM PARADIES, DIE DRITTE LANDUNG und DAS PARADOX DER FREMDEN WESEN sind gleichermaßen überzeugend.
Es ist bedauerlich, daß der deutsche Erstabdruck des hochinteressanten DÄDALUS-Zyklus seine einzige Veröffentlichung geblieben ist. Derzeit sind die DÄDALUS-Romane lediglich bei diversen Händlern und SF-Antiquariaten erhältlich. Das ist bedauerlich, denn der DÄDALUS-Zyklus hätte eine Neuauflage verdient.



PARADIES DES UNTERGANGS (1979)
Originaltitel: "The Florians" (1976), Übersetzung von Tony Westermayr, Goldmann SFTB 23282, 156 Seiten, Coverzeichnung von Jürgen F. Rogner.

SCHMETTERLINGE IM PARADIES (1978)
Originaltitel: "Critical Threshold", Übersetzung von Tony Westermayr, Goldmann SFTB 23285, 157 Seiten, Coverzeichnung: N. N.

DIE DRITTE LANDUNG (1979)
Originaltitel: "Wildeblood's Empire", Übersetzung von Tony Westermayr, Goldmann SFTB 23317, 188 Seiten, Coverzeichnung von Jürgen F. Rogner.

DER SONNENSTAAT (1979)
Originaltitel: "The City of the Sun" (1978), Übersetzung von Tony Westermayr, Goldmann SFTB 23316, 156 Seiten, Coverzeichnung von Jürgen F. Rogner.

DAS MACHTGLEICHGEWICHT (1980)
Originaltitel: "Balance of Power" (1979), Übersetzung von Tony Westermayr, Goldmann SFTB 23349, 188 Seiten, Coverzeichnung von Jürgen F. Rogner.

DAS PARADOX DER FREMDEN WESEN (1980)
Originaltitel: "The Paradox of the Sets", Übersetzung von Tony Westermayr, Goldmann SFTB 23371, 159 Seiten, Coverzeichnung von Jürgen F. Rogner.